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Dienstag, 18. November 2008

Die Revolution von 1918

Es ist mein Gefühl für Fairness, das mir fast vorschreibt, diesen Artikel - angeblich aus der Hand Alfred Gusenbauers, des gerade noch, aber schon eigentlich nicht mehr Kanzlers - vorzustellen: Im Standard (siehe: Titelverlinkung) hat Gusenbauer einen bemerkenswerten Artikel über die Gründung der Republik und ihre ersten Jahre veröffentlicht: In der Form eines historischen Überblicks, der zwar deutlich die Literatur anmerken läßt, aus der er herausgearbeitet ist, von dem ich aber meine, daß er eine selten präzise Information über die wesentlichen Vorgänge zur - nämlich: richtig bezeichneten! - Revolution von 1918 liefert: So, wie ihn die Sozialdemokraten gerne hätten nämlich. So könnte er sofort Eingang in jede politische Akademie der SPÖ finden, und von dort stammt die Literatur vermutlich auch, aus der Gusenbauer exzerpiert.

Was ihn nicht hindert, bemerkenswerte Exzerpte anderer Quellen zu Stellungnahmen - zum Tod von Dr. Haider wie Dr. Zilk - umzuformulieren, in denen Gusenbauer - wie in diesem Artikel - den blitzschnellen Wechsel seines Rollenfachs öffentlich bekanntgibt: Vom pubertären Lauser zum über allen Dingen stehenden "Weisen" ... Ein Vexierbild wird durch das nächste ersetzt, mehr als Pseudologie paßt in die Persönlichkeit dieses Mannes nicht hinein.

Einige interessante Passagen:

... Die Ziele der Sozialdemokratie waren unter anderem "das gesamte Volk ohne Unterschied der Nation, der Rasse und des Geschlechtes ... aus den Fesseln der ökonomischen Abhängigkeit, ... der politischen Rechtlosigkeit und ... der geistigen Verkümmerung" zu befreien. Mit der demokratischen Republik wurde die politische Basis dafür geschaffen.

... Im Oktober und November 1918 waren die Sozialdemokraten die einzige Kraft, die über politische Konzepte verfügte und sie gegenüber den Arbeitermassen vertreten konnte. Das Elend des Krieges, die Hungersnot, auch das Beispiel Sowjetrusslands ließen einen gewaltsamen Umsturz für viele Arbeiter und heimkehrende Soldaten attraktiv erscheinen. Die Sozialdemokratie setzte dem ihre tragende und bewahrende Rolle entgegen. Dass sie es erfolgreich tun konnte, verdankte sie der Einsicht ihrer wichtigsten Funktionäre, die als oberstes Ziel die Geschlossenheit von Partei und Gewerkschaft erkannt hatten. Die Errichtung von Räterepubliken in Ungarn und Bayern zwang die anderen Parteien in Österreich zu weitgehenden Konzessionen. Die Errichtung von Einigungsämtern, die Invalidenfürsorge und die staatliche Arbeitslosenunterstützung, Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot und der Achtstundentag in fabriksmäßig betriebenen Unternehmen, das Gesetz über die Errichtung von Betriebsräten waren die ersten Erfolge der Arbeiterschaft.

... Wir erfinden nichts neu, sondern bedienen uns der Mittel, welche die Gründerväter der Republik den nachfolgenden Generationen zur Verfügung gestellt haben. Noch wichtiger scheint mir aber die Förderung einer rationalen Information der Bevölkerung und die Intensivierung eines rationalen Diskurses zu sein. Die politische Bildung in den Schulen und in den öffentlich-rechtlichen Medien muss verstärkt werden. Die Menschen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich für die Gesellschaft engagieren, verdienen nicht nur mehr Anerkennung, sondern auch mehr Förderung.




*181108*