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Dienstag, 20. Januar 2009

Der pädagogische Effekt der Maschine

Friedrich G. Jünger zeigt in "Die Perfektion der Technik" sehr überzeugend, daß die heutige Wissenschaftsauffassung - vor der er noch warnte, heute haben wir sie bereits als Postulat - eine Vorentscheidung ist: Nämlich die, reines Denken mit Technik und Mechanismus gleichzusetzen. Ähnliches führt ja auch Goethe als Kritik an der Wissenschaft an.

Diese Entwicklung erfolgt nach Jünger'scher Auffassung (und ich wiederhole: sie wirkt schon deshalb glaubhaft und überzeugend, auch wenn man nicht allen seinen Gedanken folgen kann, weil das, wovon er 1940 noch als Möglichkeit schrieb, heute vollständig und nachprüfbar eingetroffen ist - aber Intuition ist immer VOR jeder Theorie ...) deshalb und in breitem, die gesamte Kultur, ja die Welt umfassender Weise, weil die Herrschaft der Maschine unausweichlich ist.

Durch sie wird der Umwelt - wie erst dem Arbeiter, der durch die Maschine zum Proletariat herabsinkt, vom Handwerker zum Vollzieher einer nur noch mit abstraktem, nicht mehr sinnlich wahrnehmbaren Sinn belegten technischen Handreichung - das Unlebendige einer technischen Organisation aufgezwungen, der sich auch der Mensch zu fügen hat, ja gerade er. Während zwar auf der einen Seite - immer aber unter Raubbau betreibender Ausbeutung der Bodenschätze und der Menschen - Effizienz damit erreicht wird, wird auf der anderen (gemäß dem "Zweiten Thermischen Lehrsatz" vom Energieverlust) mehr Arbeit notwendig, die jedoch in die Bürokratie und die Organisation fließt:

Höhere Technisierung bringt laut Jünger also immer auch steigenden Bürokratismus mit sich.

Keine Frage, daß Jünger mit seinem Denkansatz eine große Gefahr für den Nationalsozialismus darstellte (er konnte gerade diese Schrift damals nicht publizieren): Denn das Aufgehen der Menschen in einem Volksganzen, das zu einem despotischen Organismus verschmilzt, ist für Jünger eine der schrecklichsten Gefahren des Technizismus.

Man übersieht blitzschnell, daß dieses "klare" logische (technische) Denken ein Hilfsmittel zum Erfassen der Wirklichkeit - und nicht diese selber - ist, womit wir wieder bei Goethe und Schiller wären.




*200109*