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Montag, 19. Januar 2009

Es gibt keine Ausbildung zum Künstler

Aus der Korrespondenz zwischen Schiller und Goethe die Bestätigung: daß eine Ausbildung zum Künstler im eigentlichen Sinn nicht möglich ist. Eine "Schule" macht nur insofern überhaupt Sinn, als erzieherisch eingewirkt werden kann, daß Unarten nicht zur Reife gelangen, sondern Raum wird für das (Schiller nennt es: Naive) Natürliche in ihm, das Reine sohin - so daß man nur in diesem Zustande von Freiheit überhaupt sprechen kann. Diese Arbeit muß in jedem Fall geleistet werden - und ist im höheren Alter meist mühsam und kostet viel Zeit, die für Produktionen verloren geht.

Schiller geht es vor allem um die "sentimentalische Stimmung", die auszurotten für ihn notwendig ist, weil sie der wahren Empfindung kontrapunktisch entgegensteht und eine Unart ist. Sowenig das "Schöne Naive" auch faßbar und überlieferbar ist. Aber es ist eben dem Wesen des Menschen natürlich. Hat sich aber Sentimentalisches bereits fest herangebildet, so meint Schiller sei auch von einer Schule nichts mehr zu machen. Wobei er überhaupt der Ansicht ist, daß "heute" (1798) Schulen fast nur noch kritisch (ausscheidend) denkbar seien, nicht mehr schöpferisch-produktiv (wie bei den antiken Griechen.) Einen festen Punkt freilich, um den herum sich die Bildung guten Geschmacks und künstlerischer Echtheit als Quelle ständiger Erneuerung formieren könnte, den kann Schiller auch nicht erkennen, so notwendig er ihn (bereits) sah.

Es ist vielleicht nicht ganz untypisch, daß Goethe (erst) gegensätzlicher Ansicht war: daß das Künstlerisch-Geniale in keiner Weise vermittelbar sei. Nicht nur in dem Punkt, hatte Schiller die überzeugenderen Argumente.

Die Kenntnisnahme der Zeit, der Traditionen des handwerklichen der ausgeübten Kunst sind noch weitere Ausbildungsfelder, die eine Schule sinnvoll machen können, wobei diese Bereiche auch das Leben selbst, und persönliches Bildungsinteresse vor allem, ersetzen können.

In dem Moment, wo das Künstlerische erlernbar und lehrbar betrachtet wird, erstickt es im (von den Sezessionisten so genannten) "Akademischen".

Dies betrifft nicht nur die Dichtkunst, sondern jede andere gleichermaßen, denn alle Künste haben an sich die gleichen Grundbedingungen zu ihrer Entstehung.

Ob die "Argumente pro" freilich die Gefahr, daß eine Schule nämlich die gerade für eine künstlerische Natur immense Versuchung darstellt, das Künstlertum in einer Art und Pose zur Identität einzufrieren, aufwiegen, steht auf einem anderen Blatt Papier, und muß aus der empirischen Erfahrung heraus fast ... verneint werden.




*190109*