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Samstag, 15. August 2009

Die dramatische Lüge

Die Wahrheit des Dramatischen, der Poesie, liegt nicht darin, daß Faktentreue herrscht. Sondern jede Darstellung bedient sich lediglich der konkreten Wirklichkeiten und Fakten, um eine dahinterstehende Wahrheit zu verifizieren.

Hofmannsthal zeigt ja einmal in einer Ansprache über die Rolle des Dichters, daß selbst hinter den simpelsten Kolportagemedien und Tageszeitungen nur die eine und selbe Sehnsucht steckt: die nach dem Dichter, dem Deuter, dem Entwirrer. Und es ist die eine einzige Sehnsucht - nach der ganzheitlichen Wahrheit der Poesie.

Die Lüge (und damit Verwirrung) des KURIER-Artikels, der die Armut in Österreich anhand von Beispielen darstellen soll, und dabei die unvermeidlichen "armen geschiedenen Frauen mit Kindern" anführt, liegt also nur zum einen in den auch falschen (zumindest verkürzten, nicht richtig im Zusammenklang dargestellten) Fakten. Sie liegt im Bild, das erzeugt werden soll: "Die Männer zahlen nicht für ihre hinterlassenen Kinder, wenn sie geschieden sind. DESHALB sind Frauen mit Kindern, nach der Scheidung, zur Armut verdammt."

Es soll schlicht eine Aussage gegen die Männer getroffen werden, die den Feminismus, die Herauslösung der Frau aus dem familiären Ganzen (nicht die Familie und deren Erhalt ist der Bezugspunkt, sondern subjektive Gefühle werden vorgereiht - nichts anderes ist Emanzipation) durch vermeintliche konkrete Argumente durch solcherart belegte existentielle Notwendigkeiten stützt.

Aber diese Notwendigkeiten sind sämtlich ... Lüge. Denn wenn in diesem (im Titel verlinkten) Artikel von der Frau mit vier Kindern erzählt wird, die nach der Scheidung das Haus mit vielen Schulden zu erhalten hatte, so sind die Fakten mit Sicherheit lediglich dem Aufbau eines emotionalen Wunschbildes (man nennt das andernorts: Manipulation) dienlich. Aber gar nicht möglich.

Es GIBT den Mann nicht, der keine Alimente zahlt, und deshalb die Familie, die armen, zurückgelassenen Kinder, die opferbereite Frau, im Stich läßt und ins Elend stürzt! Das sollte man ein für allemal deponieren!

Nicht, daß es nicht zahlungsunwillige Männer gibt, wobei man die Gründe dafür gemeiniglich vom Tisch wischt, dabei wären sie von großer Wichtigkeit und Aussagekraft! Denn in den allerseltensten Fällen ist Bosheit der Grund.

Aber die Frau - und so wird es auch in der Praxis gehandhabt - klagt entweder selbst gegen den Mann, oder übergibt die Angelegenheit dem Jugendamt zur Klage. Mit dem Hintergrund, daß der Staat Alimente lückenlos vorschießt, und vom Mann erbarmungslos durch Pfändung weit unter das Existenzminimum einholt. Für den Mann bedeutet dies in der Regel, daß er offiziell nicht mehr existieren kann. KANN, nicht: will. Ein Umstand, er ihn sich noch mehr als "Verlierer" erleben läßt, als er es bei einer Scheidung heute faktisch ohnehin fast immer ist.

Es ist gewiß so, daß so ein Verfahren längere Zeit in Anspruch nimmt. Denn: soll der Mann einfach freiwillig jeden geforderten Betrag zahlen? Wobei das sogar in der Regel passiert beziehungsweise sich nach den gesetzlichen Alimentebeträgen richtet! Deshalb gab es ja die jüngsten Gesetzesänderungen, die nunmehr die Alimentebevorschussung UNABHÄNGIG vom Verfahrensausgang machen. Was (unabhängig davon, daß dies den Mann noch weiter entrechtet) diese Zeitverzögerung (mehr ist es nicht gewesen, auch bisher nicht, denn die Frau erhielt jeden Cent nachgezahlt, mußte nur zwischenfinanzieren) hinkünftig beseitigt: Unabhängig vom Verfahrensausgang wird der Frau die Alimentezahlung (für die der Mann übrigens haftet) vorgestreckt.

Unabhängig davon, daß in diesem "Kampf ums Geld" sich selbstverständlich alle Trennungsschmerzen und unbewältigten Probleme (jede Scheidung bedeutet unlösbare Probleme, nur die Narren heutigen Ideologiezuschnitts meinen es könnte anders sein) ausdrücken.

Hatte die Familie, deren Ehe sich schied beziehungsweise geschieden wurde, aber mehrere Kinder, so wird ein anderer Umstand schlagend: Daß nämlich ein Durchschnittsverdiener (in der Regel: ab dem dritten Kind) diese Zahlungen schlicht nicht mehr leisten kann.

Zwei Haushalte sind für einen normalen Konfektionsverdiener - der Alimente UND Unterhalt zu zahlen hätte - nicht mehr leistbar. Die hohen Scheidungsraten hierzulande zeitigen also ein bisher unter den Tisch gewischtes Problem: sie bringen eine laufend wachsende Bevölkerungsschichte unter die Existenzgrenze. Damit sind beide Teile einer früheren Familie meist nicht nur armutsgefährdet, sondern in der Regel zur Armut verurteilt. Das kann aber gar nicht anders sein! Es liegt in der Natur einer Katastrophe wie eine Scheidung immer ist und bleibt: denn hier wird etwas auseinandergerissen, das aus seiner Natur heraus nie bei getrennten Ehepartnern bestehen konnte!

DARIN liegt aber, wenn schon, das Problem der Verarmung von Scheidungskindern. NICHT in der angeblich so schlechten Zahlungsmoral der Väter. Daß nämlich eine Scheidung Folgen mit sich bringt, die die verbleibenden Teile nicht einfach so tragen können! Ja, in vielen Fällen: gar nicht tragen können. Die Armutsstatistik zeigt es eindrücklich. In der Regel rutschen beide Teile in die Armut. Das ist so, und das wird für den Durchschnitt nie anders sein können. Auch nicht mit sozialistischem Umverteilungsraub. Denn wie sich erst jüngst gezeigt hat: es gibt "Geld" nicht. Geld ist immer nur ein Versprechen auf Leistung, die auch erarbeitet wird.

Aber das wahrheitsgemäß darzustellen ist politisch inopportun. Denn es widerspricht den Ideologien und entlarvt die Utopien der Herrschenden, die eine Familiengestalt fordern, die niemals funktionieren kann: ohne Ehe, ohne eine Ehe die auf Unauflöslichkeit aufgebaut ist.

Und macht damit das "Drama", das der KURIER aufführt, zur Lüge. Weil das dahinterstehende Prinzip, das zum Ausdruck gebracht werden soll, nicht wahr ist. Nur dann könnte, ja müßte man die eine oder andere "kreative Faktenzusammenführung" - das Prinzip der Dichtung - nachsehen.

Das Prinzip der Einkommensverteilung nach Scheidungen liegt in Österreich per Gesetz und Definitionem so, daß ERST die Kinder, dann die ehemalige Frau, und DANN der Ex-Mann berücksichtigt werden. Das führt für Männer zweifellos zu einer existentiell meist als "Notwehr" zu definierenden Lage.

(Noch dazu, wo Jugend- und Sozialarbeiter bei familiären Problemen nachweislich die Frauen dahingehend beraten, sich rasch scheiden zu lassen, weil dann viele Probleme "lösbarer" werden, oder "gelöst sind" - wie Ehespannungen, Differenzen in der Kindererziehung, oder bei Geldproblemen, weil dann durch die Alimentebevorschussungen die finanzielle Lage der Frau stabiler oder/und besser wird! Auch ein Faktum.)

Nur ein Wirkmittel gäbe es, und dieses Wirkmittel wäre wahr: Wenn der Staat das Gelingen und Bestehen einer Familie nicht vom Willen des (finanziellen) Erhalters abhängig macht, sondern seinen Elementen in die Hand gibt, weil das politisch-ideologischer Wille ist, so muß er auch die Folgen dafür tragen. Ein Staat, der sich in die Ehe einmischt, und ihr zu verfolgende Prinzipien abverlangt, die ihrer (traditionellen) Natur nicht entsprechen, dann muß er auch existentielle Folgen tragen.

Aber sich's so einfach zu machen, daß man den Mann schlicht für die Folgen haftbar macht, egal ob er die neue und IMMER schwierige Lage verschuldet hat oder nicht - das ist Merkmal einer Diktatur der einen über die anderen.

Von Respekt oder Zwischenmenschlichkeit will man ja gar nicht mehr reden. Die existieren für die hiesigen politischen Mächte ja ohnehin schon lange nicht mehr. Deren politisches Handeln ja zum überwiegenden Teil nur noch panikartigem Niederhalten der Folgen ideologischen Wahnsinns gleicht.




*150809*