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Donnerstag, 3. September 2009

Höllenvisionen

Was muß man eigentlich für ein Ignorant sein, wie verstockt muß eines Sinn sein, um, liest man Theresia von Avilas Lebensbeschreibung (von ihr selbst verfaßt), erkennt man die Feinheit und Demut ihres Seelenlebens, die Wahrhaftigkeit und Penibilität in der Prüfung aller Seelenregungen, sieht man den unbedingten Willen sich von jeder Täuschung freizuhalten, um dann also, mitten drin, unvermittelt fast, in ihrem 32. Hauptstück von ihrer Höllenvision zu lesen ... Wer hat da die unfaßbare Chuzpe weiterhin zu sagen, daß es im Christentum nicht um eine verdammt schmale Pforte geht, und daß Verdammnis wohl weit häufiger vorkommt als man es gerne hätte. Und damit zu sagen, sie hätte phantasiert (sie, neben so vielen anderen, übrigens, die ähnliche Visionen hatten).

Ohne noch zu berücksichtigen, daß die Existenz einer Hölle keineswegs nur die Frage eines geoffenbarten "pädagogischen" Schreckensbildes ist, sondern die Vernunft eine solche regelrecht fordert. Nicht zufällig kennt jede Weltreligion seit der Antike die Existenz einer Hölle.

Umso schrecklicher, beklemmender, aber vorstellbarer das, was Theresia von ihrer Vision (nur in Andeutungen, weil letztlich bleibt es unbeschreibbar, weil es unsere gewohnten Dimensionen auch begrifflich übersteigt) schreibt: wo sie sich bewegungsunfähig hineingepreßt in eine Mauernische erfährt, die am Ende eines langen, absolut finsteren, engen Ganges sich befindet, und in dieser völligen Dunkelheit ein Feuer erfährt, das nicht nur ewig, unaufhörlich (also: ohne Hoffnung) sondern weit schmerzhafter als jedes irdische Feuer ist.

Sie erzählt auch, daß ihr ein bestimmter Platz in der Hölle von den Dämonen vorbedacht gewesen wäre, sodaß sich auch Dantes Schilderung (auch Werfel in "Jeremias" ist da sehr illustrativ, macht im Gang des Propheten in die Unterwelt in Ägypten sehr gut begreifbar, was Hölle überhaupt ist) nahtlos einfügt. Die aus rein poetischem Sinn die Wahrheit und Wirklichkeit ebenfalls erfaßt hat.

All diesen also wäre jede Glaubwürdigkeit abzusprechen. Welch Verkennen der (transzendenten) Wirklichkeit auch jeder Dichtung, die das "Dahinter", das gereinigte Wesen der Dinge erfaßt und darstellt.

Welch Verkennen aber auch der Nähe von Heiligkeit und Dichterschaft.




*030909*