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Sonntag, 25. Oktober 2009

Blanke politische Verzweiflung


Oh, wie tief muß die Verzweiflung der Opposition wegen Berlusconi (und Fini) in Italien gehen ... Der hatte den Finger immer wieder auf die wunde Stelle gelegt - die Rechte habe die schöneren Frauen, zumindest als die Linke, deshalb sei sie so erfolgreich.

Erst jüngst hatte sich eine Liga der beleidigten Frauen gebildet, die Berlusconi mit keinem Charme der Welt mehr zu besänftigen vermochte. Mittlerweile ist die Schar der Empörerinnen, die den Verzicht auf jedwedes äußerliche Kriterium bei der Partnerwahl verlangen, wie man hört auf hunderttausend Frauen angewachsen. Aber selbst wenn diese Zahl im Verhältnis zu ganz Italien bescheiden ist, so kann man jetzt schon sagen: sie wird ohne Erfolg abziehen müssen. Der italienische Ministerpräsident ist bereits einundsiebzig Jahre alt, das ist für den Mann nicht mehr zu machen. Auch wenn er Italiener ist, kaum noch raucht, und sich fast ausschließlich von Olivenöl und Knoblauch nährt.

Aber in welche Verirrungen die Ratlosigkeit der Linken diese nun führt, läßt doch manchen Kopf schütteln. Und man sehnt sich zurück, nach den Kriegsjahren, wo sich verschwitzte, schwarz behaarte Partisanenbrüste zwischen zwei Feuergefechten mit den Nazis und letzten Mussolini-Anhängern, bei einer Portion Spaghetti Aglio e Olio ihre süßeste Verführung zur Nachspeise vorbehielten - die rassigen Köchinnen selber, eine Generation von Müttern von Gina Lollobrigidas und Sophia Lorens, man versteht also nun so manches. Wem ging es denn da noch um Ideologie, außer irgendeinem Sowjetkommissar als militärischem Berater, solange er nüchtern war. Davor wurde schlicht gelebt und gestritten und geliebt und gehaßt, und gekämpft, natürlich. Vor allem aber war man Italiener, Mann. Man lese nur Guareschi's Don Camillo. Da aber war alles noch so ... ehrlich, so echt.

Nicht so verlogen wie heute.

Vier Polizisten haben nämlich nun in letzter Sekunde einen der größten Wahlschwindel der Italienischen Republik verhindert. Sie seien dafür ewig bedankt!

Da wurde doch glatt einer der maßgeblichen Persönlichkeiten der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Partei (PD), Piero Marrazzo, mit einem ... Transsexuellen erwischt. (Wobei gleich einzuschränken bleibt, daß es vermutlich ein Transvestit - und kein Transsexueller war. Denn Transsexualität, im richtigen Gebrauch des Terminus, ist keine sexuelle Perversion, sondern eine tragische Abirrung der gefallenen Natur.) In seiner Wohnung. Also: in Marazzo's Wohnung. Was sie getrieben haben, darüber schweigt die Chronik, und wir wollen es auch gar nicht wissen. Aber es gibt in jedem Fall Videoaufnahmen, die die pflichtbewußten Beamten von der Begebenheit angefertigt haben.

Die nun, typisch Italia, für ihre streng geheime Mission die Spesen abrechnen wollten, und ungeschickterweise zu Marrazzo gingen ... In so einem Fall war es dann doch keiner! Na, und Berlusconi kannte sie sowieso nicht ... So flog also alles auf.

So flog auf, daß die Linke nun in ihrer Verzweiflung zu den letzten Mitteln greift. Und entweder versucht, schöne Transsexuelle in ihre Reihen einzuschleusen, nachdem es ihnen nicht gelingt, wie Berlusconi schöne Frauen für sich zu begeistern. Oder: auch durch Geschichten mit Prostituierten die Öffentlichkeit der Wähler von ihrer Potenz zu überzeugen, und ist dabei - kleine Sünden straft der Liebe Gott gleich - Opfer einer tragischen Verwechslung geworden.

Dementsprechend sprach Marrazzo sofort von "Fälschung", legte aber vorsorglich einmal alle Ämter nieder. Falls es doch stimmt.

Solche Fälschungen - oh mein Gott, ist es böse, wenn man zur Meinung kommt, daß das Wort in diesem Zusammenhang einfach nur paßt? - kommen ja vor, offenbar gerade in Italien. Davon weiß der Autor dieser Zeilen, den manche Ambrosius nennen (womit der Andeutungen genug sein soll), ein höchst seltsames, nicht unhumoristisches Lied zu singen. Aber das ist eine andere, äußerst erstaunliche Geschichte.

Vielleicht aber haben sie es nur vermeint geschickter anzustellen - und durch die Wahl ihres Bettpartners niemanden zu vergraulen, wie Berlusconi es ja offenbar tat, wer weiß. Wie die Linke sich da wieder rauswinden wird, das bleibt abzuwarten.

Was soll man aber nun DAZU sagen? Marrazzo! Wer hätte das von ihm gedacht. Ist doch so ein fescher Kerl! Und kriegt keine. Oder lag's daran, daß, wie hier schon vermutet, die Frauen der Linken (Marrazzo soll ja Familie haben) ihre Männer so unter Druck setzen - sie wollen endlich auch erfolgreiche Männer, und schön sein? Pasolini hätte Marrazzo übrigens vom Fleck weg engagiert. Und aus der Geschichte ein sechsstündiges Kinoepos geschaffen.

Da sieht man's wieder: Was Ideologien so anrichten - man kann nicht genug vor ihnen warnen! Wie Bitterkraut (Tschernobyl) im Cocktail der Liebe.

Das hätte es unter Caesar freilich alles nicht gegeben.



*251009*