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Dienstag, 3. November 2009

Bückware als Inflation

Ulrich Wagner räumt in "Inflation im Sozialismus" mit dem Irrglauben auf, daß es in kommunistischen Systemen Preisstabilität und Vollbeschäftigung je gegeben hätte bzw. gäbe.

Vielmehr haben in der Vergangenheit sämtliche Staaten des "Ostblocks" nicht nur jene Parameter (Ausnahme: Polen, dessen offizielle Wirtschaftszahlen erstaunlich wahrheitsgetreu waren) gefälscht (oder verheimlicht), die den Wertverlust des Geldes erkennen hätten lassen, sondern haben ein ausgefaltetes System der Inflationsverschleierung entwickelt. Durch Warenverfälschung, durch statistische Tricks, durch Sondergeschäfte und Lieferzeitenverlängerungen, samt der damit bewirkten "Kassenhaltungsinflation" - dem notwendigen Vorhalt von immer mehr Geld. Oder mit der "Bückware" ... Ware, die nur bestimmten Kunden, unter dem Ladentisch (zu der man sich also bücken mußte) erhältlich waren. Samt allen Formen von Bestechung und Korruption, die Formen der Warenkosten sind, und damit als Preissteigerung zu sehen sind.

Das hat zu einer neuen Art des Lesens des wirklichen Zustands der Ostwirtschaften geführt. Schlangen vor den Geschäften zum Beispiel waren solche Indizien, und interessanterweise, aber logisch ... Indizien für Prosperität, für Nachfrage!

Im ehemaligen Jugoslawien herrschte diese Verschleierung der Inflationsrate nicht. Nicht nach außen. Die dort bekanntermaßen (damals) beträchtliche Inflationsrate war in hohem Maße eine staatliche Maßnahme, um die im Umlauf befindlichen Löhne sukzessive zu entwerten, um so den Anteil am gesellschaftlichen Warentopf wieder der Realität anzupassen. Denn dort waren sämtliche Betriebe nicht primär "verstaatlicht", sondern im Eigentum der jeweils dort tätigen Arbeiter. Die natürlich ihre Löhne weitgehend selbst festsetzen konnten. In Absprache mit den Kommunen, die, weil sie im Konkursfall (das gab es dort) für die ausfallenden Löhne aufzukommen hatten, über Mitspracherechte auch die Warenpreise auf ein etwaiges Marktniveau einstellten. Über diesen Einfluß auf die Marktpreise geschah auch die genannte Regelung der Kaufkraft.

Es ist somit eine fast magische "Selbstregelung", die "Ware" und "Marktpreis" in ein als realistisch und gerecht empfundenes Verhältnis bringt. Immer. Wenn auch nicht immer über Geld. Und kein staatliches Preisdiktat vermag dies wirklich zu ändern. Nur zu verschleiern.





*031109*