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Dienstag, 17. November 2009

Die Cliquen des Neids

Es hat doch niemandem geschadet - auf diesen Tenor kann man den Kommentar des Chefredakteurs des 'Kurier' Christian Skalnik bringen, wenn er die eingetragene Partnerschaft analysiert und zu dem Schluß kommt, daß man doch auch gleich den Akt am Standesamt sowie das Recht zur Adoption von Kindern mit gewähren hätte sollen.

Es hätte nirgendwo, meint Skalnik, die befürchtete Zerrüttung der Gesellschaft gebracht, und auch die Aufzucht von Kindern in homosexuellen Partnerschaften hätte keinerlei negative Folgen für die Zöglinge.

Das meint Skalknik. Tatsächlich. Und im Ernst.

Geht es noch irrer? Vielleicht jetzt noch ein Aufruf: Leute, laßt es Euch doch gut gehen, laßt Euch die Stimmung nicht vermiesen - die solches tun fliegen raus! Genießt das Leben, wir haben nur eins, hört auf, Euch Sorgen zu machen, es ist doch alles in Ordnung!?

Skalnik ist Symptom der Zeit, mit ihren immer ausgefeilteren Mechanismen (Soma nannte das Huxley), nicht die Probleme zu bekämpfen, sondern das Leiden an der Welt durch Auslöschung der Weltphänomene wie der Persönlichkeit des Menschen zu "beheben". Wie in den Schulen: Fällt der Notendurchschnitt, senkt man die Anforderungen, dann werden alle wieder gut.

Angesichts solcher Meldungen, die sachlich absolut unrichtig sind, angesichts einer gezielt angerichteten Verwirrnis, die solche Aussagen zulassen, weil die Kriterien ganz einfach verschoben werden, und zwar so lange, bis der ganze gesellschaftspolitische Wahnsinn der letzten Jahrzehnte und Jahre, der einer völligen Auflösung von allem und jedem, bis in die intimsten Seelenwinkel, gleichkommen, wo man alles durch billigste Surrogate und künstliche Geschmacksstoffe ersetzt hat, damit einfach nicht mehr auffällt, daß man alles verschiebt: Was Liebe ist, was Menschsein überhaupt heißt; während man das Unbehagen so lange "therapiert", bis nichts mehr da ist, das Unbehagen empfinden kann, und man kaltlächelnd auf schizoide Mechanismen setzt, die den eigenen unfaßlichen Egoismus verschleiern sollen, während das Gären in immer tiefere Seelen- und Herzensschichten geschoben wird: Bis tief drinnen ein dunkles Verließ der Dämonen entstanden ist, die nur warten, eines Tages ausbrechen zu können ... In Panik könnte man fallen.

Zumal wir in einem alltäglich gewordenen Irrsinn leben, der keine Grenzen mehr kennt. Man muß nur dazu, und dies ist erstes Gebot, alle Zeiterscheinungen in völlig anderen Zusammenhang stellen: Alle Identitätsprobleme, alle Zerstörung an der Welt, die Demographielawine, die auf uns zurollt und die bereits in wenigen Jahren, ein, zwei Jahrzehnten, unser ganzes Leben beherrschen wird, und vor allem die Kulturlosigkeit, die an einem Mangel an Selbstentfaltung der Menschen (zugunsten von Irrtümern) abzulesen ist.

Was immer nun auf Euch zukommt, Ihr Jugend von heute, ihr kommenden Generationen: Es muß etwas anderes daran schuld sein, wenn Euer Leben nicht glückt. Denn zugleich - und dazu fand sich gerade gestern eine weitere interessante Pressemeldung von pressetext.at über die heute so verbreitete manipulative Erziehung, die über seelische Mechanismen der Abhängigkeit und Manipulation funktioniert - manipulieren wir Eure Gehirne und Herzen so, daß ihr den Kakao, durch den wir Euch ziehen, auch noch trinken werdet.

Wenn Ihr einmal, Ihr kommenden Generationen, Ihr Jungen, Ihr Kinder von heute, Euer Leben nicht auf die Reihe bekommt, dann seid Ihr gefälligst selber schuld. Uns aber, uns laßt noch unser Leben genießen, unsere Pensionen verprassen, unsere Rechte ausleben, unsere Scheiße aus dem Hirn kotzen.

Uns, uns ging es ja gut, ihr Hosenscheißer, die ihr längst nimmer das seid, was wir mal waren. Wo Euch doch jede sittliche Kraft fehlt, weil wir zu lasterhaft und böse waren, um Euch zur Tugend, zur Tüchtigkeit des Selbstvollzugs, zu erziehen. Da wird dann sogar so getan, als sei die hilf- und ziellose Torkelei der Studentenproteste eine den 68er Bewegungen vergleichbare Erhebung - nur, um sich selbst zu huldigen ...

Wir haben es ja längst geschafft, sagt Skalnik, wir gestalten alles um.

Denn wir hatten nicht derartig verantwortungslose Vorfahren. Wir hatten noch etwas zu verprassen. Und wir haben das getan - und zwar gleich für drei Generationen. Wir haben Euer Erbe, Eure Heimat, Eure Identität auch gleich mit verspielt. Hinter uns die Sintflut.

Das alles, und Leute wie Skalnik gehören dazu, diesen Zynismus, können nur Menschen aufbringen, die nie etwas zu verlieren hatten, weil sie all das gar nie besaßen, was sie nun nicht einfach nur verspielen, und hämisch grinsend wünschen, daß vor allem die anderen es verspielen, die es noch besitzen - sondern das sie, eben weil sie es nie hatten, gar nicht kennen, deshalb sein Schwinden, den Verlust des Reichtums nicht bemerken. Sondern aus dem Neid der Besitzlosen heraus alles niederreißen, weil der weniger Zerstörte, der noch guten Willens ist, kein Hälmchen mehr finden soll.

Es ist die Generation der Muttersöhnchen, aller jener, die in den 1960er, 1970er Jahren allen Raum der Welt erhalten hatten, weil es allen Charaktervollen leidig war, die verwaisten Strukturen des Staates zu bedienen, zu denen uns die Väter bereits gedankenlos verpflichtet hatten. Und die, um bedient zu werden, ein Aufgeben von allem, was edel und gut ist, gebraucht hätten. Sodaß man auf dem Weg "nach oben", in die Elite der Funktionäre, ein Verzicht auf den eigenen Charakter nötig gewesen wäre. Denn dieses System, man kann es nicht anders ausdrücken, verlangt zunehmend Eigenschaften, die ein anständiger Mensch gar nicht mehr aufbringen kann. Der Anstand und Ehre nicht durch widerliches Menschlichkeitsgetue ersetzt, wo die Hand mit dem Messer am Rücken nur dürftig versteckt ist.

Diese charakterlosen Funktionärseliten haben nun alle Führungsposten inne. Sie bestimmen nun, auch das Gedankenklima, auch die Gesetze (denn der hat die Macht, der das Volk so stimmt, daß die Führung die Gesetze aufgezwungen werden) die alles das an Kultur auflösen, was jenen immer ein Dorn im Auge gewesen war, als Objekt des Neids.

So wird auch der zum Ärgernis, der an diese Schwäche erinnert. "Das Schwache macht das Starke schwach, damit die Schwäche Stärke wird," lasse ich eine Figur in einem Stück einmal sagen. Der Hauptfeind heute, der allmählich offen zu einem solchen erklärten Feind, ist das, was noch etwas ist, das, was noch Sein und Wesen hat. Das, was damit nicht Lüge, Neid und Falschheit ist.

Na seht ihr, schreibt Skalnik, niemandem hat's geschadet, nichts hat sich aufgelöst.

Nennen wir es beim Namen: Das ist eine bösartige Lüge.




*171109*