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Donnerstag, 19. November 2009

Die nächste Spekulationsblase: Facebook

Die Deckungsgleichheit des Geschehens auf den sogenannten "sozialen Plattformen" wie Facebook, Xing etc. mit dem Geschehen auf Spekulativmärkten wie Börsen ist so frappierend, daß man sogar dieselben Instrumentarien feststellen kann. Insbesonders Parameter für Kurse.

Und ich schreibe dies hier auch als Antwort auf alle die Einladungen, die ich bereits erhalten habe und immer häufiger erhalte, solchen Plattformen beizutreten: NEIN, ich werde das nicht tun! Und wo immer meine Internetpräsenz in die Nähe von Funktionen geriet oder gerät, die sich in Facebook (etc.) so explizit ausdrücken, ist es Versehen, Irrtum oder Schwäche, die auszumerzen ich ständig bemüht bin, was Beobachter meiner diesbezüglichen Aktivitäten durch eine zunehmende Zurückhaltung in diesem Medium, dessen Natur erst nach und nach deutlicher erkennbar wird, längst beobachten können. Abgesehen von alle dem, was ich, was die sozialen Auswirkungen anbelangt völlig richtig bereits im Jahr 2000, als ich begann, in diesem Medium tätig zu sein, vorhergesagt habe: Das Internet, für die Massen freigegeben, wird zum Katalysator des Zerfalls, ist die Atombombe der Zwischenmenschlichkeit - und in Facebook etc. hat man die Sprengköpfe dafür optimiert.

Vor Jahren gab es ein Schreiben des Vatikan (kein Lehrschreiben), das behauptete, daß Medien "neutral" seien, wertfrei. Dies war auf das Internet bezogen. Selten wurde mehr Unsinn von jemandem behauptet, dessen Wesen ja eigentlich das genau Gegenteil bedeutet: Kirche hat genau damit zu tun, daß sie, und nur sie, die Kirche ist! Jemand, der also wissen müßte, daß Botschaft mit deren Träger nicht nur ablösbar verbunden, sondern auf eine Weise Teil desselben ist, weil Vermittlung, Erkenntnis, eine Frage der Darstellung in einer bestimmten Gestalt ist, weil Botschaft Form also ist.

Denn Medien sind selbstverständlich Botschaft durch die Art, wie sie arbeiten. Jeder Depp erfährt das, wie es ist, ob er eine Urkunde in Kalligraphie erhält, die ihn zum Ehrenpreisträger des FC Huhnepiepelchen macht, oder ob er am Klo so nebenbei erfährt, daß er super ist.

Das läßt sich eben alleine daraus ermessen, als es für Anlässe passende und unpassende Medien gibt, die über "Mode" weit hinausgehen, selbst wenn sie historische Gewänder anlegen. Die aber nur jeweilige Inkarnationen desselben Motivs sind: Sorgfalt war vor zweitausend Jahren anders auszudrücken, als heute. Aber nie geht der Mediengebrauch über den Zustand einer Kultur hinaus. Er zeigt ihn eben sehr genau an.

Und so bedeutet Facebook (etc.) die bislang perfekteste Umsetzung der Depersönlichung des Menschen, wie sie heute stattfindet, wo Gestalt durch pseudologischen, zweitwirklichen "Vorstellungsgehalt" ersetzt wird. Sodaß man als Prinzip sagen muß, daß die rein sachliche Ebene - der neutrale, dem möglichen Guten erwachsende Wert - dieser Plattformen winzig klein ist. Ja, der Mensch wird - das ist der Eintrittspreis, das ist die Teilnahmebedingung - regelrecht seiner Wirklichkeiten beraubt, er muß sich ihrer begeben, weil dieses Medium an sich die allermeisten Persönlichkeitselemente, die immer Darstellung sind, damit seine gesamte Geschichte, erst einmal wegfiltert.

Wer dort eintritt, tut dies in einem fast vollkommenen Sinn als "tabula rasa", als leere Tafel. Und die Wirkmechanismen, die dort tätig sind, klammern bereits viele Elemente aus, die das "reale Leben" tragen. Deshalb ist nichts leichter, als über das Internet zu bluffen, zu lügen, Scheinwirklichkeiten zu erzeugen.

Während solche Plattformen eine nahezu grotesk offensichtliche Mechanik der Bodenlosigkeit und Wirklichkeitsferne des heutigen Menschen darstellen - mit zum Teil sogar frei erfundenen Identitäten und Merkmalen und damit Persönlichkeitselementen. Die sogar als gefährlich einzuschätzen ist, weil hier eine Wucht einer Gestalt entstehen kann, die auch deren vermeintlichen Nutznießer zum völligen Wirklichkeitsverlust führen kann, und häufig wird.

Die Warnung des Vatikan vor einigen Monaten in dieser Richtung war also völlig berechtigt. Während Meldungen (wie auf kath.net zu finden war) daß ein Katholik darauf achten sollte, daß auf diesen Plattformen mehr "Gebete" etc. zu finden seien, regelrechte Übelkeitsanfälle hervorrufen muß. Denn es gibt kein Richtiges im Falschen: Kein Zweck heiligt die Mittel, wenn die Mittel einen Verstoß gegen die Prinzipien des Seins, und hier: Gegen das Wesen von Persönlichkeit und damit Heiligkeit, bedeuten.

Es gibt ihn nicht, den ehrlichen Lügner, und es gibt ihn nicht, den persönlichkeitslosen Katholiken und Heiligen.

Ein Priester, der ins Puff geht, der Mitleid und Barmherzigkeit dorthin trägt, wenn er keinen Anlaß zur Strenge sieht, der mag angehen. Aber sicher keiner, der selbst seine Pferdchen am Strich laufen hat, oder die Dame des Hauses - christlich - bespringt. Und im Orgasmusdelirium selbstbeherrscht der Süßen ins Ohr flüstert: "Jesus liebt Dich!" ... Ungeachtet der Frage, ob sein reines Dortsein nicht mehr ins Verderben reißt, als zur Umkehr bewegt.

Aber der Rest ... wie jene, die mit zerrissenen Jeans, ob Mann oder Frau sowieso gleich, und schmuddeligen T-Shirts, aber in vorbildlich ehrfürchtiger Haltung zur Kommunion hinknien.

Oder als Laien predigen, daß nur der Priester predigen darf.

Die Art, Facebook etc. zu nutzen, der Zweck dem es dient, ist vom Prinzip her (nicht einmal nur faktisch durch die bloß als hohe Wahrscheinlichkeit auftretende Gefahr eines Mißbrauchs) unmenschlich und a-religiös, weil pseudologisch, und bestenfalls mit Selbsterlösung, auf jeden Fall mit Verzweiflung und Größenwahn verbunden! Damit - durch die Art, wie man die Teilnahme an diesen Plattformen betreiben muß, was sie in Wahrheit ist: Depersonalisierung, Entpersönlichung, damit Unmenschlichkeit - fehlt der Gnade der natürliche Boden, damit sie überhaupt wirksam werden kann! So wie es keine Rockmusik gibt, die "religiös" sein KANN: das Wesen des Religiösen ist nämlich genau das Gegenteil von Entschränkung!

Aber kann es etwas geben, daß ein Ding ist, aber nicht gut ist? Ohne Gut kann es ja gar nichts geben!? Eben: Diese Plattformen SIND eben keine Dinger an sich, sondern sie sind lediglich Begriffe für bestimmte Formen von Verwendung! In Facebook (etc.) konzentrieren sich bestimmte Aspekte des Internet, die man bereits vor vielen Jahren nachweislich vorhersagen konnte, und die mit Identität und Persönlichkeit zu tun haben. Vorhersagen, die heute eingetroffen sind. Und die zu tun haben mit Persönlichkeitseliminierung (so muß man das fast bezeichnen), mit der Verankerung von Persönlichkeit in reinen Phantasiebildern, mit der Ferne von Wirklichkeit. Es handelt sich hier also um Auswirkungen, um institutionalisierte Charakteristika, begünstigt durch bestimmte Eigenschaften, die bereits mit der Verwendung des Internet zu tun haben, nicht mit dem Ding Internet an sich - es sind also keine "Güter". Anders als das Internet an sich, das ein Ding IST, auch wenn es völlig mißbräuchlich Verwendung fand, getreu dem Charakter der Gegenwart: ein Wunderwerk für ganz bestimmte Verwendungen, in den Händen von Kindern, zum Katalysator der Schwächen, unweigerlich, geworden ...

Das Internet selber würde, als Werkzeug, als Ding, als Gut, über kurz oder lang (eher letzteres) ganz gewiß Kriterien entwickeln, die völlig analog zur "wirklichen Wirklichkeit" im realen Leben sind. Facebook (etc.) aber sind eben Wirkweisen, die genau diese Prozesse torpedieren, ja verunmöglichen: Wer sich die Hand abschneidet, braucht nicht auf den Moment zu warten, wo es zuzupacken gilt.

Und ich wage die Prophezeiung, daß es wie auf den Börsen nur eine Frage der Zeit ist, bis es zu einem Crash kommt, bis alle diese Spekulationsblasen platzen, mit Folgen, die man sich derzeit kaum noch ausmalen kann, der aber mit ungeheuren persönlichen Ängsten, und auf jeden Fall mit sehr persönlichen Konsequenzen (vermutlich: einem nicht auszumalenden menschlichen Vertrauensverlust, damit totaler Isolation und Trostlosigkeit) zu tun haben wird.




*191109*