Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wie Geld entsteht - eine reale Groteske?

Das vor wenigen Tagen an dieser Stelle begonnene Thema illustriert die heutige Meldung der Presse über eine Aktion der EZB, der Europäischen Zentralbank. Die leiht nämlich europäischen Banken Geld. Billiges Geld, also solches zu niedrigem Zinssatz. Das ist nicht das erste Mal: alleine im Juni 2009, so schreibt 'Die Presse', habe sie 559 Milliarden Euro an Banken verliehen, im September "nur" 75 Milliarden.

Was ist diese Bank? Tragen dort die Europäer ihr Geld hin, das sie in Sparstrümpfen zu Hause horten? Oder reiche Kapitalisten, die nicht wissen, woher sie sonst noch ihre Kapitalerträge lukrieren sollen? Nein.  Sie "lebt" von der Bonität der Staaten, die (sehr vereinfacht) mit ihren jeweiligen Staatskapitalien (Steuereinnahmen etc.) für diese Bank - unter anderem über die verstaatlichen Nationalbanken - haften.

Die natürlich auch wieder einen gewissen Prozentsatz dieser Kredite in ihren Bilanzen absichern müssen. Als Risiko. Das tun sie in der Regel über die "Gewinne" die sie machen. Wie kann eine Nationalbank Gewinne machen? Darf sie das überhaupt?  Machen wir es einfach: das sind indirekte Steuern, selbstverständlich. Die sich die Nationalbanken bei inländischen Kreditinstituten etc. holen.

Aber: das geschieht alles nicht in voller Kredithöhe, natürlich. Sondern in Höhe eines gewissen Prozentsatzes, den man als "notleidende Kredite" einschätzen könnte. (Auch damit also läßt sich "Geldmenge" steuern.) In Höhe des Risikos. Die EZB ist also eine Art Notfallgemeinschaft, wo alle Staaten - im Letzten sind alles immer nur Steuern, da kann nichts darüber hinwegsehen - dafür garantieren, daß Geldmarktmaßnahmen durch solidarische Wirtschaftskraft ausgetragen werden. Durch ZUKÜNFTIGE Wirtschaftsleistung. Womit auch klar wird, warum Stabilität des Status quo von so hoher Bedeutung ist: riskiert man Stabilität, bricht dieses ganze Gebäude, das auf Zukunft orientiert ist, nämlich sofort zusammen! Wenn ein Staat nicht stabil ist, kann er auch keine Zukunft belehnen.

An sich hat die EZB (sieht man von den Goldreserven ab, die sämtliche Staaten der EU dorthin abliefern mußten) keinen einzigen Euro in ihren Kellern liegen. Es fehlte ja ein "direktes EU-Volk".  Wenn diese Zentralbank also nun "billiges Geld in die Märkte pumpt", wie es 'Die Presse' beschreibt, so ist dieses Geld (noch) nicht vorhanden, sondern wird es erst: in dem Moment, wo europäische Banken (für diese ist es da) diese Kredite in Anspruch nehmen, um sie den eigenen Kundenkreisen weiter zur Verfügung zu stellen.

Diese Kredite kann die EZB deshalb vergeben, weil sie nichts anders vorliegen hat als Unterschriften. Unterschriften der jeweiligen Länder, die an ihr beteiligt sind. Aus einem freien Markt kann sie es kaum nehmen - denn dort soll es die Nachfrage nach Gütern über die Geldmenge vermehren! Nicht zufällig spricht 'Die Presse' auch nicht von einem bestimmten Betrag. Was gebraucht wird - wird in den "Markt gepumpt". Die EZB hat also so etwas wie einen "Blankowechsel" in Händen: der ist unterschrieben, aber noch kein Betrag ist eingesetzt.

So "schafft" die EZB aber zusätzliches Geld. Um über die vermehrten Geldangebote Anreize für Investitionen zu schaffen, also Nachfrage, die der europäischen Wirtschaft derzeit - mangels Geld, das ja vernichtet wurde, das aber natürlich trotzdem mit sehr realen Werten zu bedecken wäre - zu fehlen scheint. Um also - in extremis - die noch mehr als jene einer Inflation gefürchteten Erscheinungen einer Deflation (die einen Stillstand der Wirtschaft zur Folge hat) zu verhindern.

Die Geldmenge innerhalb der EU erhöht sich, im Wesentlichen um genau den Wert dieser Kredite. Auf der Grundlage von Geld, das NOCH niemand hat, sondern das nur jeder EU-Staat verpflichtet WÄRE, in die EZB zu investieren.

(Theoretisch könnte man die EZB auch pleitegehen lassen, aber das macht keinen schlanken Fuß, wie die Geschichte um Dubai gezeigt hat: wo der Staat seine Immobiliengesellschaft einfach hat sinken lassen, sich so entschulden wollte ... nun springt ja Abu Dhabi ein. Die Kreditwürdigkeit Dubais wäre sonst völlig ruiniert gewesen.)

Auch wenn es keiner dieser Staaten (noch) selber hat. Jeder der EU-Staaten erhöht aber auch die Festschreibung einer Verpflichtung für die Zukunft, riskierte er nicht simpel rasche Inflation, die jeden Vorteil aus diesem zusätzlichen Geld augenblicks wieder auffressen würde.

Und dies mittel- und langfristig auch immer - es war noch nie anders - tut. Und damit dieses Geld (bzw. seinen Deckungswert) über Enteignung (das ist Inflation) wieder auftreibt. Erarbeitet muß dieser Geldwert nämlich irgendwie und irgendwann einmal werden. Wenn die EZB nun also "Geld in den Markt pumpt", so tut sie das unter der Prämisse, daß dieses zusätzliche Geld in der Zukunft durch zusätzliche Wirtschaftsleistung auch bedeckt wird.

Um die Sache aber endgültig auf die Spitze zu treiben: Hier wurde schon berichtet von Deutschland, das nun genau diese Wechsel - siehe oben - zumindest zum Teil wieder als Anleihen auf den Markt bringen möchte, um noch "Finanzierungsspielraum" zu gewinnen, wie Kanzlerin Merkel es nannte. Also das Geld ... zweimal (!) aus dem Volk zieht - das nämlich selber für das Geld, das es dem Staat leiht, auch garantiert, daß es an es selbst zurückgezahlt wird, und dafür Zinsen kassiert, die es selbst erarbeiten muß, um damit irgendwann hoffentlich, über alle Inflation hinaus, das Geld zu verdienen, das es JETZT herleiht. Nicht dumm - oder?

Weil diese Prognose aber bei einer Wirtschaftskrise, wie derzeit, zusammenfällt wie ein Germkuchen unter der Sonne, Wirtschaftskrisen aber so regelmäßig sind wie auf den Sommer der Herbst folgt, und das auch jeder weiß, außer Wirtschaftsstudenten, die glauben ihre Mathematik wäre mit der Wirtschaft gleichzusetzen und irgendwann auch dieser verbindlich vorzuschreiben, wird damit ohne jeden Zweifel der Euro ausgehöhlt. Und selbst wenn das, wie derzeit, so gut wie alle Staaten der Welt machen, hebt sich das nicht auf, sondern wirkt überall gleichermaßen ... inflationär. Weil aber derzeit kein Staat der Welt noch danach bemessen werden kann, wie weit seine Währung überhaupt gedeckt ist, sondern vor allem danach, wieweit er überhaupt willens ist, wieweit er also willens ist, sich noch weiter zu verschulden, um den Status quo fortzuschreiben, und das schon als wichtigstes Merkmal von Stabilität gesehen wird, ist das wohl auch schon egal.

So denken offenbar alle diese Herren bereits.

SIE denken nun: aber ... aber ... Richtig. Es ist wie im Beispiel das sich Merkel ausdachte ... genial.

Aber stellen Sie sich nun vor: Genau so funktioniert unser Wirtschaftssystem seit Jahrzehnten. Und es funktioniert genau so und noch genau so lange, bis ... bis ... das Element Zukunftshoffnung - daß alles irgendwann wieder ins Lot kommt und alles sich irgendwie noch regelt - endgültig nicht mehr funktioniert.

Warum schließen wir aber nicht Afrika an die EU an? Die haben doch noch ungeheuren Bedarf nach Produkten, und produzieren nix! Das mit dem Geld, das kriegen wir schon hin. Der Hintergrund, warum nach Leben am Mars gesucht wird, ist ja nun auch klar.




*161209*