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Freitag, 12. Februar 2010

Antigonen Mut

Der Präsident der Rechtsanwaltkammer Österreichs, Gerhard Benn-Ibler, fordert (Bericht in der Presse) ihn ein, den Mut der Antigone - den Mut, zum Menschen zu stehen, als unberechenbares Geheimnis, als Person. Der durch Datenerfassungen, die seine Berührungen mit der Welt in ihren Phänomenen immer lückenloser erfassen, ihm immer weniger Rückzugsraum noch einräumen. Dabei ist doch so viel in Bewegung in ihm, im Flusse.

So aber wird jeder Augenblick zum Jüngsten Gericht, unauslöschlich, für ewig festgenagelt auf zufällige Merkmale und Augenblickhaftes, das in zwei Tagen, in zwei Jahren, längst vergangen ist. Auf ein Leben in Unmenschlichkeit, weil es die Hinfälligkeit - und was an uns ist nicht hinfällig - nicht mehr respektiert.

Österreich solle den EU-Beschluß zur Vorratsdatenspeicherung umsetzen, sagt Benn-Ibler, solle ruhig ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof riskieren. "Wir glauben, daß Österreich ein Zeichen setzen kann und eine Richtlinie nicht umsetzen muss, wenn Österreich meint, dass sie gegen fundamentale Menschenrechte verstößt"

Dazu, so Benn-Ibler, bestehe Anlaß, aber auch Chance: seit der Verankerung der EU-Grundrechtscharta in den Lissabon-Verträgen.

Als Beispiel nennt Benn-Ibler die Vorratsdatenspeicherung, die künftig ein halbes Jahr lang erfassen soll, wer, wann, von wo aus, mit wem über Handy oder E-Mail kommuniziert hat und welche Internet-Seiten er besucht hat.
Damit könne man Persönlichkeitsprofile über jeden Menschen anlegen, kritisiert Benn-Ibler: "Wir sind beim gläsernen Menschen bereits angelangt. Das Jahr 1984 des George Orwell haben wir schon überschritten. Der einzige Irrtum Orwells war, dass er gedacht hat, solche Entwicklungen wären nur in einem autoritären System möglich."

Wie sehnt man sich doch nach Antigonen, wie knirscht man mit den Zähnen, sich der Feigheit der Technokraten so ausgeliefert zu erleben ...

(Aktualisierung: Vor einigen Tagen verfaßt und per Zeitplan terminiert, hat sich der Artikel nunmehr doppelt ins Leben gerufen - die Frauenministerin (SPÖ) Doris Buris, (im Bild, mit Tochter, am Opernball 2010; Quelle: Kurier) nicht Antigone mit Namen aber offenbar per Tradition, hier am Bild mit ihrer Tochter am Opernball, hat nun offiziell das Überdenken der Vorratsdatenspeicherung für Österreich verlangt ...)




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