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Mittwoch, 17. Februar 2010

Bildungseffekte

Augustinus stellt die Grundschule, gegen verbreitetes Urteil, deutlich vor die höheren Schulen. In Ersteren habe er jene praktischen, grundlegenden Dinge erlernt, auf die er nicht verzichten möchte: Lesen, Schreiben - aber mit dem Steigen der Schulstufe könnte der Schaden größer als der Nutzen geworden sein: jene Stufen, in welche einen die Kultur in ihre Ausfaltungen, was in Zeiten des Kulturverfalls aber heißt: in ihre Nebel, hineinnimmt. Umso mehr will sie ihre fragwürdige Erkenntnis verkaufen.

Nicht zuletzt sieht sich Augustinus von der Schulweisheit angegriffen, zu der er sich im Widerspruch sieht, seit er Gott fand. Erst seither kann er ihre Widervernünftigkeit erkennen - denn in Gott liegt die Position der Vernunft; erst aus dieser Position läßt sich das wahre Wesen der Welt, und ihr Zustand, erkennen:

"Aber es hängen Schleier über dem Eingang der Höheren Schulen (Schulen waren in Rom zur Straße hin offen, das Bild ist also Zeichen; Anm.), die nicht so sehr die Würde des Geheimnisses andeuten als Deckmäntel des Irrtums sind. Verstummen möge das Geschrei, das Verkäufer und Käufer der Schulweisheit gegen mich erheben.

Ich fürchte sie nicht mehr, seit ich dir, mein Gott, bekenne, was meine Seele begehrt, seit ich gelernt habe, böse Wege zu verdammen und deine guten Wege zu lieben, und darüber still geworden bin. Verstummen möge ihr Geschrei!"

Und an anderer Stelle weiter: "Ich schelte nicht die Worte [der Literatur, der Vorbilder "die den Frevel vergöttlichen um ihn nicht als Frevel erscheinen zu lassen"; an welchem allem er, wie die gesamte Jugend, herangebildet wurde; Anm.] - sie sind erlesene, kostbare Gefäße - aber den Wein der Verführung, den trunkene Lehrer uns in ihnen kredenzten. [Auch von mir muß ich sagen:] ich habe das gern gelernt und meine erbärmliche Freude daran gehabt und hieß deshalb ein hoffnungsvoller Knabe."

Augustinus, Confessiones, 1
 
 


*170210*