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Samstag, 13. März 2010

Sprachloser Autismus

Herder weist darauf hin, daß er meint, es sei in der Natur zu beobachten, daß je konzentrierter, unfreier, von einer mechanikartigen Instinktabhängigkeit lebendige Vorgänge beziehungsweise Tiere, sind, desto weniger wird Sprache und damit Gehör notwendig.

"Tiere vom engsten Bezirk sind sogar gehörlos," schreibt Herder.

Je vielfältiger, unabhängiger, instinktfreier, damit selbstbestimmter ein Lebewesen ist, desto notwendiger wird die tonale Äußerung - bis zum Menschen, in der Sprache (die nur er kennt), der den Geist, die Vorstellungsbilder benötigt, ja bei dem sich die Welt dort hinein auflöst und abstrahiert. (Weil sich ja alles in seiner Würde über seine höchste Möglichkeit definiert, kann der Mensch also auch nicht zu einem instinkthafteren Ich "zurück", will er sich nicht zugleich selbst verlieren!)
 
(Haben wir nicht viele die Beobachtung gemacht, daß das Nachlassen bestimmter Sinneskräfte - die Sehkraft bei Einsamen! - von seelischen Prozessen abhängt und deshalb auch vom Willen zur Welt und ihrer Weite? Ja, ob nicht dann auch die Beobachtung hierher gehört, daß autistische Menschen häufig eine hoch ausgeprägte Spezialbegabung haben? Und ob nicht auch hierher gehört, daß der Anteil jener Eltern, die heute meinen, ihre Kinder seien auf Spezialgebieten "hochbegabt", so grotesk zur Allgemeinerscheinung fast schon steigt, aber mit ganz anderen seelischen Prozessen und Defeketen zu tun hat, als man gemeiniglich und selbstschmeichlerisch meint? Gerade für narzißtische Störungen - heute so häufig! - wäre nämlich eine Spezialbegabung höchst typisch, die aber keine Begabung, sondern eine neurotische Konzentration auf eine periphere Möglichkeit ist, der das Insgesamt dieses Menschen sohin zum Opfer fällt!)




*130310*