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Samstag, 10. April 2010

Am Anfang war das Wort

Jacob Grimm läßt (kompakt zusammengefaßt u. a. in seinem Vorlesungsmanuskript von 1851, "Über den Ursprung der Sprache") keinen Zweifel: der Aufbau menschlichen Ausdrucks erfolgte historisch - und erfolgt in jedem Menschen, ja tagtäglich in einzelnen Emanationen immer wieder neu - vom Wort ausgehend, und zwar vom Pronomen (Fürwort) und Zeitwort. Erst ist also das "was" - dann erst das "wie" menschlichen Gestaltens.

Grimms (im Prinzip: weltweite) Entdeckungen über die Ursprünge und Entwicklung menschlicher Sprachen stehen in völligem Widerspruch zu einer evolutionistischen Sicht des Werdens des Menschen - die zu seinen Schlüssen genau umgekehrte Prämissen fordert. Aber Grimms Arbeit deckt sich mit den Belegen jüngster (und nun wirklich weltweiter) Forschungsarbeiten eines Roger Liebi, der in seinen Arbeiten (empfehlenswert: "Herkunft und Aufbau der Sprachen", Hänssler-Verlag) nachweist, daß gerade die urtümlichen Sprachen hochkomplex und subtil im Ausdruck waren, also auf eine der unseren zumindest gleichwertigen, wenn nicht überlegenen, nur nicht auf unsere Weise differenzierten (soll heißen: ausgewählten) geistigen Welt Bezug nehmen, ein Sprachaufbau also keineswegs teleonomisch geschehen sein konnte (das Lallen von Babys ist also keine physiologische Entwicklungssstufe des Menschseins an sich, sondern ein Ringen um die Herrschaft über das, was möglich weil angelegt ist), wo aus primitiven Lauten aufbauend irgendwann festgelegte (vereinbarte) Worte "entstanden". Sprache ist eine genuin menschliche Schöpfung (und erst in dieser, zweiten Linie Vereinbarung) - im gesamten Indogermanischen ist sogar das Wort "Mensch/Mann" darauf bezogen: der der denkt, der der spricht.

"Aus betonter gemessener Rezitation von Worten entsprangen Gesang und Lied, aus dem Lied die andere Dichtkunst, aus dem Gesang durch gesteigerte Abstraktion alle übrige Musik die nach aufgegebenem wort geflügelt in solche Höhe schwimmt, daß ihr kein Gedanke sicher folgen kann.
Wer nun die Überzeugung gewonnen hat, daß die Sprache freie Menschenerfindung war (im Gegensatz zu Ansichten, daß Sprache gottgegeben von Anfang wäre - Sprache, nicht Sinn, oder Wort!; Anm.), wird auch nicht zweifeln über die Quelle der Poesie und Tonkunst in Vernunft, Gefühl und Einbildungskraft des Dichters. Viel eher dürfte die Musik ein Sublimat der Sprachen heißen als die Sprache ein Niederschlag der Musik!"




*100410*