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Montag, 21. Juni 2010

Ein Geist - eine Literatur

Es ist etwas Bemerkenswertes um die Entwicklung des Schrifttums eines Volkes, und es läßt sich sehr gut rund um die parallel sich entwickelnden Bünde der Hansa - und der Schweizer Eidgenossenschaft ablesen.

Beide entstanden zur gleichen Zeit. Doch in der Schweiz begann sich sofort ein reges historisches Schrifttum abzuzeichnen, das sowohl die Entstehung des gesamten Bundes, wie die Geschichte der einzelnen Städte, bereichert durch noch zahllose weitere Geschichtswerke, darstellte. Sofort wurden die jeweiligen Legenden und Sagen gesammelt, umgeformt, und wieder umgeformt, sofort wurde alles ge- und begründet in historischer Entwicklung und Vorsehung, sofort wurden die Wurzeln der Gegenwart gesucht, gesammelt, bewahrt.

Ganz anders die Hansestädte. Ungleich reicher, ungleich mächtiger, zeichnet sich bis ins hohe 15. Jahrhundert, als die Macht der Hanse bereits verfiel, nichts ab, was man als Literatur ansehen könnte, die aus dem Volk selbst stammt. Lediglich im Auftrag der Verwaltungen verfaßte Chroniken, häufig Weltchroniken, die von Mönchen und Klerikern verfaßt wurden, sind zu bemerken, da und dort auch schon einmal in die Volkssprache übertragen. Aber sie bleiben vereinzelt, und sie zeitigen keine Nachahmung, trotz allen Wohlstands. Oder gerade: wegen?

Es hat keinen gemeinsamen Geist gegeben, wie in der Schweiz, aus dem alle geschöpft hätten.



*210610*