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Sonntag, 13. Juni 2010

Meinung ist Häresie

Ransgard Gröblats schreibt einmal, in seinen "Aufzeichnungen aus dem Satschaschhaus", daß der heutige Mensch unter dem Druck und Anspruch steht, sich in seinen Lebensentscheidungen nach seiner eigenen Meinung zu richten, die er sich zu bilden habe.

Wie sich das mit dem Umstand vertrage, daß von allen Weisheitslehrern und -suchern derselbe Satz ausgesagt werde, daß sie je weiter sie in die Tiefen der Welt eindrangen, umso mehr feststellen mußten, wie wenig sie wußten?

Da sei es sogar noch vernünftiger, zu handeln, wie Jacques Bossuet einmal so dramatisch schreibt: Denn wenn jeder sich nach der ihm erreichbaren Wahrheit richten würde, so wäre das Chaos perfekt, und alles stünde mit allem im Widerspruch. Es könne über einen Gegenstand nicht zehn Millionen Wahrheiten geben, oder tausend, oder hundert, oder zehn, oder zwei, sondern nur eine einzige (umfassende). Hieraus, so der Bischof im Frankreich des Ludwig XIV., gehe der wahre Ursprung des Katholischen oder Häretischen klar hervor.

"Häretisch ist derjenige, der eine Meinung hat: und das ist das, was das Wort selbst bedeutet. Was heißt eine Meinung zu haben? Es heißt, seinen eigenen Gedanken und Gefühlen folgen. Aber der Katholik ist katholisch, das heißt, er ist universal; und ohne Privatmeinung folgt er ohne Zögern der Kirche."



*130610*