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Donnerstag, 30. September 2010

Da sind sie, die reichen Spekulanten

Man findet die Belege, für ohnehin Gewußtes, in einzelnen Meldungen, mal da, mal dort, man muß sie nur zu finden wissen, sie sind kein Tamtam wert. Die Belege aber dafür, daß es eben nicht die reichen privaten Spekulanten waren, nicht die geldgierigen Milliardäre, die hoch verzinsliche Geldanlagen suchen. Es sind uns alltäglich gewordene, teils für unsere Lebensgestaltung unverzichtbar gewordene Institutionen - Gemeinden, der Staat selber, Versicherungen (schon gar die, die der einzelnen Lebensversicherung des Fließbandarbeiters bei Daimler ihren fetten Gewinn versprechen), und vor allem: Rentenkassen. Da sind wirkliche Gelder unterwegs, riesige Gelder. Die etwas bewegen.

Von Institutionen, die sich diebisch freuen, den schwarzen Peter anderen anhängen zu können. Und weil die Leut gewöhnt sind, ihren Neidkomplex so richtig auszuleben - man nennt das sozialistisch - nehmen sie den Köder dankend an, er entlastet ja auch sie, in ihrem Verhalten. Es waren die bösen Reichen, die die Finanzblasen aufgeblasen und zum Platzen gebracht haben.

Die waren es aber nur zum kleinsten Teil, ja private Vermögensverwaltungen gehen viel sorgfältiger, risikobedachter mit dem Geld um, das ihnen direkt gehört. Ganz anders als der Staat, als Kapitalgesellschaften wie Versicherungen, Rentenfonds.

Institutionen, die einem enormen Druck seitens ihrer Anleger oder Leistungsbezieher ausgesetzt sind, die ja nur mit hohen Renditeversprechen geködert werden können und die über Leichen gehen, wenn es um Renditen geht, so wie all die vielen Kleinanleger und Sparer, die sich die Sparkasse aussuchen, die grad mal mehr Zinsen bietet, jährlich neu vielleicht noch. In enorm komplexen Zusammenhängen, natürlich, die wohl keiner mehr im Insgesamt durchschaut, die auch längst ein Eigenleben entwickelt haben. Nur manchmal tauchen dann einzelne, bis zu einem gewissen Grad rückverfolgbare Wirkmechanismen auf, werden dann "Player" in dem Spiel identifizierbar.

Welche Rolle die wirklich spielen, findet man dann in Meldungen wie die in der Neuen Zürcher Zeitung. Da kündet nämlich der Schweizer Rentenfonds an, daß wenn die Aktien nicht bald wieder steigen, wenn die Zinsen weltweit nicht bald wieder zulegten, die Renten im Lande fallen würden.

Da tauchen dann so Sätze auf wie:  Das gute Börsenjahr 2009 holte zwar viele Pensionskassen aus der Unterdeckung. Aber während der Deckungsgrad bei den privat-rechtlichen Einrichtungen von 106,4 auf 105,3 Prozent zurückging, gab er bei den öffentlich-rechtlichen Kassen von 92,6 auf 91,5 Prozent nach. Den tiefsten Deckungsgrad haben weiterhin die öffentlichen Kassen mit Staatsgarantie: Der Wert sank von 88,9 auf 86,9 Prozent.

Ein besonders pikantes Detail, solche Fonds sind zudem häufig an "risikoarme" Papiere gebunden, wie Immobilienfonds (à la Lehman ...), wie Staatsanleihen (à la Griechenland). Das heißt der Staat leiht sich (das tun eben Anleihen) das Geld von jenen, die die Tilgung auch aufbringen müssen, über die Steuern. Der Gewinn für die Anleger liegt - im Gewinn, in den Zinsen, die sie, bei solchen Anleihen, selber erarbeiten müssen.

Die Krise im Herbst 2008 habe die Pensionskassen rund 16 Prozentpunkte ihres Deckungsgrades gekostet, sagte Brandenberger. Für einen Börsenabsturz wie 2008 wären viele Vorsorgeeinrichtungen angesichts ihrer schwachen Wertschwankungsreserven nicht gerüstet.

Worum es geht? Unser "ganz normales Leben" ist bereits in einem Grad in Mechanismen eingebunden, die zu einem gewaltigen Apparat kumuliert eine neue Qualität angenommen hat, in der wie von selbst, die vermeintlichen Nutznießer, um deretwillen es geschehen ist, die Opfer und Sklaven sind. Die einfachen Schemata, wie sie angeblich einmal funktioniert haben, funktionieren nur noch als Sand, der den Menschen in die Augen gestreut wird.

Aber die Menschen haben es eben nicht anders verdient. Sie wollen ja nicht sehen. Auch die Kinder verdecken ihre Augen im Spiel, um die herausfordernde Welt verschwinden zu lassen.



*300910*