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Donnerstag, 16. September 2010

Eine neue Geschäftsidee

In einem Interview mit der Neue Zürcher Zeitung spricht der amerikanische Wissenschaftler Stuart L. Hart von der Cornell-University über Forschungsprojekte, die internationalen Konzernen eine Käuferschichte anempfehlen, die auf den ersten Blick als Zielgruppe grotesk anmuten mag. Denn es geht um die Armen, weltweit, die gleichzeitig durch diese Erschließung wertvolle Lebensimpulse erhalten sollen.

Hart meint, daß diese Schichte, selbst wenn sie in Favelas und Slums lebt, völlig zu Unrecht als Käuferschichte ignoriert wird. Denn die Wirklichkeit schaut so aus, daß Arme weltweit "Armutspönale" bezahlen. Sie haben weniger Möglichkeiten, und unterliegen deshalb weit mehr ökonomischen Zwängen, als gemeiniglich gemeint wird. Auch dem Zwang, zu kaufen, was ihnen angeboten wird. Das bewirkt, gerade in solch abgeschlossenen sozialen Gruppen wie sie in Armenvierteln existieren, daß gerade in Elendsvierteln die höchsten Preise selbst für notwendigste Güter zu bezahlen sind.

Internationale Konzerne würden - bei entsprechend durchgeformtem und ganzheitlichem Marketing, denn einfach Verkaufsmärkte hinzuknallen würde nicht funktionieren - oft hervorragende Geschäfte machen können. Gleichzeitig würde den Armen selbst ermöglicht, gute Produkte zu guten Preisen zu kommen. Die Wirklichkeit sieht nämlich fast immer gegenteilig aus: Arme erhalten schlechte Produkte zu hohen Preisen und schlechtem Service.

Das wäre aber keinesfalls Ausbeutung, und würde umgekehrt auch keine Almosenhaltung der Konzerne erfordern. Sie sollen und können gleichfalls beste Renditen einfahren. Ein Beispiel, wie das gemeint ist, liefern die Micro-Kredite, die weltweit schon gut etabliert sind, und deren Renditen ebenfalls zwanzig, dreißig Prozent (wie sie tatsächlich erzielen) betraten. Das ist für Europa oder die USA nämlich hoch, wobei das Risiko ebenfalls hoch ist, dennoch bedeutet es für die Kreditnehmer, die sich in den freien lokalen Märkten Kreditzinsen von real zweihundert, dreihundert Prozent gegenübersehen, einen enormen Fortschritt und Kostenvorteil.

Hart plädiert deshalb für Kooperationen internationaler Konzerne mit lokalen Unternehmen in diesen Gebieten, um entsprechende Strategien zu entwickeln. Denn derzeit würden hunderte Millionen Menschen weltweit als Markt ignoriert, die aber beste Geschäfte ermöglichen würden, und gleichzeitig in hohem Maß von neuen Standards profitieren könnten.


*160910*