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Dienstag, 28. September 2010

Generation der Patentscheißer

"Als Typus der hoffnungsvollen Jugend, die Aussicht auf "Karriere" hatte, der Patentscheißer, aufgeschwemmte Burschen, schnöde und zynisch im Auftreten, mit geklebtem Scheitel, gestriemten Gesichtern, Reiterstegen an den gestrafften Beinkleidern, schnarrender Stimme, die den Kommandoton des Offiziers nachahmte. Den Hochschulbetrieb verachteten sie, die kümmerlichen Prüfungsreifen erlangten sie durch sogenannte Pressen, ein feindseliges und herausforderndes Wesen trugen sie zur Schau, außer wenn es sich um Konnexionen handelte, ihre Zeit verbrachten sie mit Pauken, Saufen und Erzählen von Schweinereien. Solche Gestalten wurden geduldet, ja anerkannt; sie waren bestimmt, zu denen zu gehören, die das Volk regieren, richten, lehren, heilen und erbauen."

Walter Rathenau über den Typus, der um 1900 die Berliner Hochschulen
als künftige Elite bevölkerte.
Jene, die 1914 an der Spitze Deutschlands standen.
Man konnte, schreibt Rathenau, dieser Schichte, ihren Vertretern
in Beamtentum und Militär, nur von oben beikommen;
von unten ließe sie sich nur
strategisch umgehen, nicht durchbrechen.


*280910*