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Montag, 25. Oktober 2010

Zu wenige echte Probleme

Fürst Schwarzenberg, 1945 als Bub aus Prag vertrieben, nach der Wende zurückgekehrt (nachdem sein Angebot an politische Parteien in Österreich, mitzuarbeiten, abgelehnt wurde), nunmehriger tschechischer Außenminister, bei den Wahlen in diesem Jahr auf einer beachtlichen Erfolgswelle, im Interview mit der Kleinen Zeitung:


Ängstigt Sie der Vormarsch der Rechten in Europa? 

SCHWARZENBERG: Ich würde eine Partei wie die Freiheitlichen nie als rechts bezeichnen. Nie. Weil rechts basiert für mich auf dem Gedanken des Rechtes. Und das Recht muß die Grundlage jeder konservativen Partei sein. Von Recht ist bei denen da aber nicht die geringste Spur.

Was sagen Sie zur Selbstauslöschung der ÖVP in Wien? 

SCHWARZENBERG: Das tut weh. [...] Aber den Busek, den hat man ja rausexpediert. Dabei wollte der noch was, hatte ungewöhnliche Ideen, eine Vision.

In ganz Europa brechen die Volksparteien ein, die Ränder drückt es nach oben. Warum? 

SCHWARZENBERG: [...] Das sind in Wahrheit alles nur mehr Apparate, die sich selbst verwalten und reproduzieren. Von tragenden Gedanken findet sich da keine Spur mehr. Ab dem Moment, wo eine Partei keine Idee mehr verkörpert, verliert sie aber an Attraktion.

[...] Die Grünen sind ja nur ein Mosaikstein. Man hat das Gefühl, Österreich bewegt sich politisch im Kreis. Teilen Sie den Befund? 

SCHWARZENBERG. [...] Das Problem ist, daß wir uns immer mehr mit uns selber beschäftigen. Politik verkommt zur reinen Innenpolitik. Und das ist entsetzlich. Wir sind Betrachter des eigenen Nabels geworden.

Andere Länder, Großbritannien etwa, bringen sehr wohl die Kraft auf, sich neu zu erfinden. Warum schafft Österreich das nicht? 

SCHWARZENBERG: {...] Wenn es einem zu gut geht, dann wird man faul. Das ist mir ja auch passiert.

Heißt das, dem Land geht es zu gut, als daß es den Antrieb hätte, sich noch einmal zu erneuern? 

SCHWARZENBERG: Ja, nur nix ändern, nur nix ändern. Wo sonst auf der Welt gibt es Autobahnraststätten, die einer Mischung aus kitschigem Schubertfilm und dem "Rosenkavalier“ entsprungen sein könnten? Österreich verkitscht sich selbst. 


*251010*