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Montag, 28. März 2011

Sich nicht mehr übersteigen wollend

Slavoj Zizek
Aus einer ersten und oberflächlichen Beschäftigung mit Slavoj Zizek steigt der Gedanke auf, daß sich die zeitgenössische Philosophie innerhalb der Grenzen der Realbefindlichkeit bewegt, und insofern sind sie tatsächlich "posttrukturalistisch". Ihre Grenzen der Welt sind dort, wo ihre faktsiche Befindlichkeit endet. Insofern könnte man sie als hedonistisch klassifizieren, ihre (bösartige) Verweigerung der Transzendenz liegt im Habitus verwöhnter Wohlstandskinder. Ihr Philosophieren ist der Habitus der Selbstentschuldung träger Seelen (Acedia), dabei durchaus mit Scharfblick, der Merkmal einer meines Wissens noch nicht klassifizierten Gemeinsamkeit eines Teiles der Generation der 1950er, 1960er Jahre, die ich "Postkatholizismus" nennen möchte: Sie bedienen sich des katholischen Werkzeugs, aber lediglich als überlegenes Instrumentarium der Entdämonisierung. Aber es fehlt ihnen letzendlich an Tiefe, wohl aus Verzicht auf (oder Verlust der) Metaphysik. Also wirkt ihre Philosophie wie die freche, furchlose Verteidigung existentialistischer Lebensvernaschung, in einer Mischung von Epikuräertum und Stoizismus. Bei Zizek findet sich ja speziell der Gedanke, daß diese faktische Welt bereits die erlöste, und zwar: ins Maximum des Paradieses hinein erlöste Welt ist - was alles, was deren faktische Vergenießung - in jeder Hinsicht, deshalb eigentich "a-moralisch" - hindert, zum unnötigen Störfaktor macht. Damit wird Ethik im Grunde überhaupt zum Störfaktor.

Logischerweise trifft sich Zizek damit mit Hegel, auf den er sich verschiedentlich ja bezieht. Auch für Hegel fällt ja Gott und (faktische) Welt in eins, ja ist Welt konstituierend für Gott (als dessen Selbst-bewußtwerdung, damit Selbstwerdung in der Geschichte, als Geschichte: Welt als "notwendig" für Gott), wird damit die faktische Welt in ihrem dialektischen Fluß zum Göttlichen, wird der Mensch und die Welt zum Gott - und damit Gott abgeschafft.

Robert Pfaller
Interessanterweise scheint das auch aus ihren Gesichtern zu sprechen. Das dachte ich, als ich ein Bild von Robert Pfaller sah, der sich im Fahrwasser Zizeks bewegt. Solche Menschen kenne ich, war mein erster Gedanke. Zizek hat übrigens vor einigen Jahren die Tochter eines argentinischen (Psychoanalytiker-)Kollegen geheiratet - ein 26jähriges vormaliges Unterwäschemodel. Dazu ließ er sich von seiner vormaligen (gleichaltrigen) Ehefrau, einer Philosophin wie er, scheiden.

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