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Freitag, 18. März 2011

Was man ihnen vorwerfen sollte

"Nichts fiel mir während der langen Erfahrungen, die ich im öffentlichen Leben machte, mehr auf, als der Einfluß, den die Frauen hier ausüben und der umso größer ist, je indirekter er ist. ich zweifle nicht daran, daß sie es sind, die jeder Nation ihr moralisches Temperament verleihen, das sich dann in der Politik auswirkt. Ich könnte eine große Zahl von Beispielen mit Namen anführen.

Alexis de Tocqueville (1805-1859)
Hundertmal im Laufe meines Lebens sah ich, wie schwache Männer echte staatsbürgerliche Tugenden offenbarten, weil sie neben sich eine Frau hatten, die sie hierin unterstützt hatte. Sie taten es nicht, indem sie ihnen irgendwelche besondere Taten empfahlen, sondern durch die Ausübung eines stärkenden Einflusses auf die Art, wie die Männer im allgemeinen die Pflicht oder selbst den Ehrgeiz zu betrachten hatten.

Ich muß aber gestehen, daß ich viel öfter sah, wie der häusliche Ansporn daheim einen Mann nach und nach verwandelte. Wie dieser Mann, dem die Natur Edelmut, Uneingennützigkeit und Größe verliehen hatte, zu einem ehrgeizigen, feigen und gemeinen Egoisten wurde, der in den Staatsgeschäften schließlich nur noch ein Mittel sah, um seine privaten Verhältnisse bequem und komfortabel zu gestalten.

Wie ging das vor sich? Durch den täglichen Umgang mit einer ehrlichen Frau, die zwar eine treue Gattin und Hausmutter war, aber keine Ahnung von dem großen Begriff der Pflicht in der Politik hatte, in seinem energischesten und höchsten Sinne."

"Die Ursache, welche einen Menschen der Macht verlustig gehen läßt, ist der Umstand, daß er ihrer unwürdig geworden ist."

A. de Tocqueville, in "Über die Demokratie in Amerika"

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