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Donnerstag, 26. Mai 2011

Hören, und doch nicht hören

Im analogen Schallaufnahmeverfahren wird die Tonschwingung der menschlichen Stimme aufgefangen, und auf ein Speichermedium mechanisch so übertragen, daß dieses diese Schwingung beim Abspielen wiederholt. Der Hörer hört also nicht einfach "Musik", sondern ihn erreichen die Schallwellen des Sängers (Instruments/Spielers etc.), sie sind nur durch Raum und Zeit "real" getrennt, und doch verschmilzt die Zeit zu einer.

In der digitalen Aufzeichnung wird ein Schallellen-Insgesamt in elektronische Impulse umgewandelt, die in einem ebenso elektronischen Gerät, über elektrische Ströme, in den Wiedergabeboxen eine Klangwolke hervorrufen, die für den Hörer "so klingen wie" die Musik, die hervorgebracht wurde. Es steht also nicht einfach nur ein Mittlermedium zwischen Hörer und Sänger, sondern eine nicht-musikalische Prozedur, die niemals "Musik" wiedergibt, sondern Geräusch, das wie Musik "klingt."

Der Empfänger letzterer Wiedergabe "hört, wie es sich anhört" - die Musik entsteht nicht mehr in seinem Kopf als Schöpfung, sondern er übernimmt ein Interpretationsbild. Das ist wohl auch das entscheidende Kriterium in der Unterscheidung von "Technik":

Hier eine Technik, die eine physikalische Auswirkung übernimmt, verarbeitet, überträgt, speichert, effizienter macht, rascher oder langsamer, etc. etc. - und letztlich bei dieser Erscheinung "Halt macht", sie als das beläßt, was sie ist. Wie der Tonschall. Die analoge Technik wendet sich also dem Interpreten zu.

Dort eine Technik, die in ihrem Ziel Maß nimmt an vormaligen "technischen" Vorgängen, die zu einer Verarbeitung zu Interpretaten führten,die und diese Interpretation erzeugt. Wir hören dann also nicht mehr die "Stimme", sondern wir hören "wie man eine Stimme hört". So, wie man in der Perspektive "sieht, wie man (ein Ding) sieht." Der digitale Mechanismus wendet sich dem Rezipienten zu.



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