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Dienstag, 17. Mai 2011

Wer wessen Eigentum wird

Florenskij verneint die Frage, ob es an einer Ikone (als Typus des "wahren Abbildes" - man sagt ja sogar: "das IST der Heilige Gregor" oder "das IST Kaiser Franz Josef") etwas Zufälliges gebe, etwas, das weniger wichtig wäre und deshalb auch anders aussehen könnte.

Nicht einmal die Falten der Gewänder könnten anders sein. Denn die Kleider eines Menschen, so wie alle Dinge, mit denen er sich umgibt, sind untrennbarer Teil von ihm! Er hat sie in seine Lebenssphäre, seine Persönlichkeit integriert, und sie stellen ihn in der Welt dar, weil sie zum erweiterten Ich geworden sind.

Das ist mir der fehlende Aspekt in den meisten Diskussionen über Eigentum, das auch durch Versuche, "Rechte" auf Dinge zu argumentieren, z. B. durch Bearbeitung (das macht sogar Max Weber), nicht befriedigend begründet wird.

Erst so wird es in seiner Bedeutung - die ja das reale Verhalten der Menschen anzeigt! - verstehbar: Ein Ding ist dann Eigentum und deshalb zu schützen, weil es in die Persönlichkeitssphäre eines Menschen integriert ist. Hier liegt also die anthropologische Dimension des Eigentums!

DAS hat der Staat deshalb zu schützen, indem er den Menschen ihr Recht darauf garantiert, indem alle Staatsbewohner dies einander garantieren. Und das erstreckt sich auch aus denselben Gründen auf die Bezüge/Beziehungen zu Menschen. Hierin findet sich (zumindest auf einer bestimmten Ebene) sogar die Begründung zum Schutz der Ehe und Familie: denn in der Ehe wird eine wechselseitige Überantwortung vollzogen. Jeder stellt sich in die jeweilige Verfügungsgewalt des anderen. Deshalb spricht man zurecht von "mein" Mann, "meine" Frau. Die Linke wittert schon richtig die Konsequenzen daraus, und ihre Gegenwehr ist logisch, denn Ehe fordert Hinhabebereitschaft. Sonst sollte sie gar nicht geschlossen werden. Das Kirchenrecht noch mehr als das weltliche Recht kennt ja diese Rechteübertragung, diese Verfügungsgewalt, die man dem anderen übergibt.

Ein Staat, der das Eigentum nicht schützt, löst sich auf, wird dabei aber - und das macht sorgenvoll - zum ungeschützten Betätigungsfeld einer immer enger werdenden Despotenschichte, die ... das übrige Volk zu ihrem Eigentum macht.


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