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Sonntag, 19. Juni 2011

Auch Syrien: Wer inszeniert was?

Und weil es gut zum Thema paßt, das ich hier wieder und wieder aufgegriffen habe, bei dessen Einschätzungen ich mich lediglich auf Indizien stützen konnte, sehe ich mich immer wieder durch zuverlässige Augenzeugen bestärkt - so bringt nun kathpress eine Stellungnahme des syrisch-katholischen Patriarchen Gregorios III. zur Lage in seinem Land.

Ganz klar spricht er davon, daß die Lage in Syrien von den westlichen Medien unverständlicherweise völlig aufgebauscht werde. "Es gibt keine Revolution in Syrien!" Was dort passiere seien lokale Rebellionen, die keineswegs das ganze Land erfaßt hätten. Die Armee gehe auch keineswegs konzentriert gegen die eigene Bevölkerung vor, ihre Einsätze seien tatsächlich vorwiegend Einsätze, um die Polizei zu schützen, die mit den Aufständen zu tun habe.

Energisch verwahrte er sich gegen internationale Einmischung in innersyrische Angelegenheiten, so die Hetze gegen Präsident Assad: Warum lasse man ein Land nicht seine Probleme selber lösen?

Patriarch Gregorios III. Laham
Ja, es seien Reformen notwendig, und Assad habe mehr Reformen versprochen, als er 2000 an die Macht kam, und nur wenig davon umgesetzt. Aber man müsse auch sehen, daß sich langsam manches zum besseren gewendet habe. Und er, der Patriarch, habe ihm das auch immer wieder gesagt - aber es auch sagen können!

"Es gibt nur eine Partei, das stimmt allerdings; aber wir haben Wasser, Licht, Wirtschaft, neue Universitäten und Schulen - und wir Christen haben Freiheit."

Vielleicht sei Syrien nach westlichen Maßstäben eine Diktatur. Aber seiner Einschätzung nach könne es nach deren Beseitigung nur schlechter werden. Den Christen gehe es weitgehend gut, sie könnten weitgehend unbehelligt (in einem islamischen Land) ihren Glauben ausüben. Man müsse halt damit leben, daß weder Sunniten noch Shiiten ein Staatsmodell kennten, in dem es wirkliche Religionsfreiheit gebe. Aber damit könne man umgehen, schon gar, weil Syrien ein weltlicher Staat ist, der Islam ist nicht Staatsreligion.

Zuvor hatte Gregorios III. bereits im April in einem offenen Brief an die Staatsoberhäupter der Welt dazu aufgerufen, die Friedensbildung in Syrien zu unterstützen. So sehe er echte Chancen, daß Christen und Muslime friedlich nebeneinander leben könnten, nirgendwo in einem Land mit muslimischer Mehrheit gäbe es das in der Form wie in Syrien. Er habe aber den starken Eindruck, daß die Konflikte im arabischen Raum direkt mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zu tun habe!

Nachtrag: Auch aus dem Presse-Bericht vom 19. Juni 2011 geht hervor, daß es sich eher um einen Aufstand bestimmter, teils vielleicht sogar islamistischer Gruppierungen handelt. Dafür spricht, daß die geforderten und bereits umgesetzten Verbesserungen islamische Bereiche betreffen - Islamschulen, Tragen der Verschleierung ... Auch die Intellektuellen, so die Presse, sehen den regierenden Präsidenten als Teil der Lösung, nicht des Problems. Auch folgen viele Stämme dem Aufruf islamischer Gruppen zum Aufstand NICHT. Glaubwürdige Stimmen aus Syrien melden, daß  ausländischer Einfluß an den Unruhen mit beteiligt ist. Man wünsche allgemein im Land mehr Beteiligung an politischen Prozessen, aber von Revolution will man, so der Eindruck, v. a. in laizistischen Kreisen keinesfalls sprechen.

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