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Samstag, 4. Juni 2011

Die mittleren Reichen

Die FAZ veröffentlicht Zahlen, wie sich die "Oberschicht" in Deutschland entwickelt hat. Und die Ergebnisse überraschen: ins obere 1 Prozent der Einkommen, rund 400.000 Menschen in Deutschland, das ab einer Schwelle von 125.000 Euro steuerpflichtiges Einkommen beginnt, fallen zunehmend Personengruppen, die niemals Oberschichte waren! Angestellte ohne wirkliche Führungskompetenz etc. Alleine bei Daimler betrifft das Tausende in den Unternehmensebenen 4 und 5, also weit von Führungsverantwortung entfernt.

Dabei würden es noch weniger Menschen sein bzw. würde die Einkommensgrenze noch weiter nach unten rutschen, würde man die Millionen Bundesbürger (in Deutschland) dazurechnen, die GAR KEINE Steuer zahlen, weil ihr Einkommen zu gering ist. Auch sind es Einzelpersonen, nicht Familieneinkommen o. ä., die diese 400.000 ergeben.

Selbstwahrnehmung
Diese Menschen glauben es übrigens selbst nicht (wie der Verfasser dieser Zeilen aus eigener Erfahrung im Bekanntenkreis sagen kann). Was, sagen sie, wir sollen Oberschiche sein? Wir haben doch nur ein stinknormales Leben? Die Oberschichte, schreibt deshalb die FAZ sarkastisch, lebt nicht nur in Villen am Wannsee - sie wohnt gleich nebenan.

Was das also aussagt? Genau nicht, daß alle so gut verdienen, daß sogar diese Gruppen bereits in die Oberschichte einsteigen. Im Gegenteil: es zeigt vielmehr eine immer tiefergehende Tendenz ... zur Verarmung an: Der ganze Einkommenssockel rutscht nach unten. Der breite Fuß der Niedrigstverdiener wird immer größer, und die Einkommensverhältnisse in diesem Land stehen in immer größerem Widerspruch zur Selbsteinschätzung der Menschen. Denn je nach Umfrage sehen sich 90 % als "Mittelschichte". Die Selbstwahrnehmung der Menschen mittelt also, gnädig. Und eigentlich: gnädig für beide Seiten. Die "Reichen" sehen immwer noch jemanden über sich - die Ärmsten umgekehrt: es gibt noch weit ärmere. Die Fremdwahrnehmung "reich" beginnt übrigens bei den Ärmsten bei ca. 7.700 Bruttoeinkommen.

Zum Vergleich: in den USA hat diese "reichste Schicht" ein Bruttojahreseinkommen von 250.000 Dollar, also rund 185.000 Euro.

Das schreibt die FAZ.

Die Welt bezieht sich auf eine andere Studie, und die kommt zu Zahlen, die der FAZ-Aussage fast widersprechen, und das tun sie zumindest in der Intention: denn dem Artikel der Welt ist doch anzumerken, daß er das Ziel hat, das Klischee der Reichen und Superreichen zu bedienen. Da steht:

Hierzulande wohnen 400.000 Dollar-Millionäre, damit liegt Deutschland global auf dem fünften Platz. Mehr Millionäre wohnen nur in den USA (5,2 Millionen), Japan (1,5), China (1,1) und Großbritannien (570.000). In Deutschland gibt es 839 Haushalte, deren Finanzvermögen 100 Mio. Dollar übersteigt; das sind besonders viele. Mehr gab es nur in den USA, dort waren es 2692.

Mache sich der geneigte Leser selbst einen Reim drauf. Wenn ich mir freilich vor Augen rufe, was auch mir (als Unternehmer, seinerzeit) oder mir Bekannten schon an Reichtum zugeordnet wurde (oder die sich selbst zuordneten), weiß ich, welchen Zahlen ich Relevanz beimesse. Man beachte nur die gigantischen Schwankungen, die Angaben über angebliche Vermögenssummen aufweisen - sie zeigen, daß hier vitale Werte (Unternehmensanteile, häufig geschätzt, etc.) zugeschlagen werden, die mit wirklichem Privatvermögen gar nichts zu tun haben. Da hat ein Milliardär die eine Woche 10, die nächste 20 Mrd. Dollar Vermögen, um kurz darauf überhaupt pleite zu sein. Was den Verdacht nährt, daß hier Menschen, um nicht zu sagen: Kleinbürger schreiben, die im Grunde von Reichtum und Vermögen und der fragilen Struktur von Werten keine Ahnung haben. Von der "Studie" in der Welt habe ich sogar den Eindruck, daß sie aus statistischen und offiziellen Daten hoch- und heruntergerechnet wurde. Und davon ist für solche Aussagen schon gar nichts zu halten, bei einem Artikel, dem zu Untermalung Photos von Luxuskarossen beigesellt sind.

Und es wäre nicht Europa in der heutigen Verfaßtheit, und es wäre nicht Österreich, wenn nciht der Kurier, unter Berufung auf die Linkspostille des Landes, den Standard, ebenfalls genaue Zahlen brächte, die "beweisen" wieviele Reiche es in österreich gibt - als "Juden" der Gegenwart, als "Kriegsgewinnler" und zu schröpfende klientel, die an allem Schuld trägt.

Im Segment der Superreichen finden sich in Österreich demnach 297 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar, im internationalen Vergleich liegt das Land damit auf Platz zwölf. In Relation zur Bevölkerung kommen in Österreich auf 100.000 Haushalte acht Superreiche. Damit belegt Österreich weltweit Platz fünf. Insgesamt stieg das verwaltete Privatvermögen hierzulande um sieben Prozent auf 656 Milliarden Dollar, so die Zeitung.

Wie es die Sozialdemokraten, denen die Welt in Wahrheit dieses Desaster zu verdanken hat, ja seit geraumer Zeit verkünden, und auf den natürlichen Trieb zum Neid bauen können, sodaß der Spruch paßt wie selten wo: Haltet den Dieb! Er rennt mit meinem Messer im Rücken davon. Damit soll wohl das letzte Gegenargument fallen - nach den wochenlangen "Beweisen", wie sehr wir vom Euro profitiert haben (was im übrigen genau DAS Argument wäre, wäre dem so, auszusteigen) - und Europa zu einer Transferregion umzugestalten kein Problem mehr sein dürfte.


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