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Samstag, 16. Juli 2011

Weitere Horrorvisionen

Und ihr Name ist: Siemens. Auf dem YouTube-Kanal von Siemens* lassen sich Unmengen von Videos betrachten, die die "Zukunft" unseres Planeten behandeln. Es sind Horrovisionen, die die totale Eingliederung des Menschen in eine alles umfassende Maschinerie verlangen. Da wird das winzige Detail, daß die (animierten) Menschen in dem Video nie etwas tun, außer Teil dieser Maschine zu sein, zur beängstigenden Metapher - denn der Mensch ist nicht mehr notwendig, er wird zur Störquelle, so wie die Natur überhaupt, die es auszuschalten gilt. "Große Herausforderungen kommen auf die Menschheit zu ..."

Hier geht es nicht um eine sinnvolle Einbindung um Technik in das Leben des Menschen. Hier geht es um eine Lebensweise, in der es ums Funktionieren geht, und der man erweisbare "Menschlichkeit" als "need, of course", wird als "personalization" irgendwo dazustreuselt. Der aber auf seltsame Weise ein großer Teil der Bevölkerung nicht folgen wird können. Ich hatte immer eine Schwäche für gewisse amerikanische Science-Fiction/Apokalypse-Filme, wie "Snake" oder "Terminator" - sie nehmen aber etwas vorweg, das längst zu ahnen ist. Hier werden sich zwei Menschengruppen gegenüberstehen.

Der Film heißt "Complete Mobility 2030". Man wollte wohl das Wort "total" vermeiden. Aber es ist die Konsequenz unseres Lebens jetzt, die das Leben selbst ausschaltet, weil als Feind betrachtet, um "zu leben". In allen Entscheidungen, die derzeit getroffen werden - allen voran die "Finanz" und die "Energiefrage" - und schon wurden ist der Zielpunkt derselbe: totale Zentralsteuerung sämtlicher Lebensvorgänge. Die Individuen werden zu Teilen einer riesigen Maschinerie. Nur wer sich ihr eingliedert, wird weiterhin Schmerz vermeiden können. Die Technik hat die Eigenschaft, zum Selbstläufer zu werden - wir sprechen von Innovation, aber die Entwicklungen selbst auf lange Zeiträume sind nur noch technische Vervollkommnung bereits vorhandener Logik und Logistik.

Carl Schmitt zeigt in "Land und Meer", daß der Zerfall der ganzheitlichen Lebensführung des Menschen in dem Moment entuferte, wo der Mensch aufgab, selbst die Schiffe als "fahrbares Land" zu betrachten. In dieser Bewegung zur totalen Mobilität des Menschen verflüchtigt sich der Bezug zum Boden mehr und mehr, und die Industrie entsteht, in der Leben phänomenologisiert, in einzelne Funktionen abstrahiert wird - es ist der Moment der totalen Mobilität, auf den die Menschheit seither zusteuert. Die Welt wird zum Vorratslager verfügbarer Ressourcen, zum Gestell (Heidegger) In dem Moment, in dem England aufhört, sich als "Land" zu begreifen, im 17. und 18. Jhd., entsteht die Dampfmaschine und die totale Industrie, die sich die Weltressourcen holt. Es hört auf, ein Kind der Schöpfung zu sein. Bezeichnenderweise auf der Grundlage einer Schiffahrtstechnik, die von einem anderen Land, das daraufhin aus der Ordnung ausgebrochen ist - den Niederlanden! - entwickelt wurde. Ab der Entwicklung der Rah-Segel war das Schiff nicht mehr verlängertes Land, sondern eine neue Kategorie der Erdlosigkeit, die den revolutionierten Raumbegriff ausdrückte: die Welt als ins Endlose verlängert ... in der Perspektive kam es zu Gesicht: die den Horizont im Nichts der Ewigkeit auslaufen läßt.






*Ich staune immer wieder, wie folgerichtig es ist, daß die ehemaligen Staatssekretärin für den EU-Beitritt Österreichs, Brigitte Ederer, heute bei Siemens weltweit für Personalbelange zuständig ist. Sie war jene, die noch am Tag der Volksabstimmung am Titelblatt der Kronen Zeitung verkünden ließ, daß bei einem JA zur EU jedem österreichischen Haushalt monatlich EIN TAUSENDER MEHR bleiben würde. Diese Menschen - und dieser Konzerne -  wissen gar nicht mehr, daß sie lügen, oder wo Lüge beginnt und wo sie endet - diese Kategorie existiert in ihrem Denken nicht. Der Technizist kennt nur noch "Ablaufoptimierung". So ist es kein Zufall, daß das Wort "Optimization" in sämtlichen Prospektivvideos von Siemens permanent vorkommt.

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