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Samstag, 17. Dezember 2011

Und da hat er verdammt recht

Winfried Kretschmann, MP v. Baden-Württemberg
Der in Baden Württemberg regierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist ein Grüner, und zwar einer aus dem alten christlich-konservativen Lager, das in Österreich "als alles begann" eines der beiden, ja das stärkere der beiden Grünlager gewesen ist, und aus vermeintlicher Erhöhung der Durschlagkraft - beide Gruppen verfehlten jeweils den Einzug ins Parlament, das muß ca. 1980 oder 1985 gewesen sein - sich mit den "linken" Grünen zusammenschlossen - und dann elegant von diesen assimiliert wurden, sodaß ein solches Gründenken in Österreich heute so gut wie nicht mehr existiert.

Entsprechend ist der Deutsche auch in seinen Äußerungen erkennbar, denn die sind ausgewogen, und nicht nur das: hier wird das Grünsein plötzlich wieder in vielem ídentisch mit dem Kampf gegen die Moderne, also zu einer Art Romantik, verstanden als Erneuerung von den Quellen her. Das Ewige soll wieder präsent werden, das verdrängt, vergessen wurde.

Und so ist Kretschmann auch ein unbedingter Befürworter des Regionalismus! (Ganz anders die österreichischen Grünen, die linke Zentralismus-Propagandisten sind!) Nein, sagt er deshalb, die Landesparlamente gehören doch nicht aufgelöst! Die Zentrale gehört abgespeckt, und wir dürfen nur abgeben, was wir in den Ländern wirklich nicht lösen können.

So etwas läßt sich hören. Denn man muß ja nicht in allem einer Meinung sein - aber auch anerkennen, was richtig ist.

Hier einige Ausschnitte aus dem Interview im Kurier:

Welche Erfahrung können Sie den österreichischen Grünen über den Schritt an die Regierungsspitze mitgeben?
Man steht dann für das Ganze und muss führen. Das ist eine gewaltige Umstellung. Aber es bringt auch einen ganz anderen Gestaltungsspielraum. Dass ich Ministerpräsident - gerade in einem Hochtechnologieland - geworden bin, ist auch Ausdruck, dass unsere Themen in der Mitte der Gesellschaft und der Wirtschaft angekommen sind. Unser Lebensmodell mit den Grundlagen des Planeten in Übereinstimmung zu bringen, ist die große Jahrhundertfrage.
Kanzlerin Merkel hat sich mit dem Atomausstieg ein grünes Kernthema angeeignet. Müssen sich die Grünen inhaltlich neu erfinden?
Es ist umgekehrt. Wir sind orientiert. Wir geben den Takt vor. Die CDU rennt unseren Themen hinterher. Sie hat ein Orientierungsproblem und gehört in die Opposition. Oppositionsbänke sind hart - regen aber das Denken an.
Sie sind eben Politiker des Jahres geworden, haben gute Umfragewerte, ihr CDU-Vorgänger Oettinger sagte einmal: Kretschmann ist Kult. Wie gehen Sie damit um?

Als Katholik weiß ich: Zwischen 'Hosianna' und 'Kreuziget ihn!' können nur drei Tage liegen. Man muss bescheiden bleiben und der inneren Überzeugung folgen.
Deutschland ist wie Österreich stark föderal organisiert. Sind die Länder in finanziell klammen Zeiten ein Teil der Lösung oder Teil des Problems?
Teil der Lösung. Wie sollen sich Menschen sonst in einer globalisierten Welt beheimatet fühlen. Gerade jetzt ist es wichtig, nur die Probleme nach oben zu delegieren, die man unten nicht lösen kann. 

 

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