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Sonntag, 2. September 2012

Was zu glauben gilt

Der Glaube an die Technik, schreibt Max Türkauf einmal, gründet im Glauben der Materialisten, die glauben, nicht zu glauben

Aber man müßte noch hinzufügen, daß das Machbare in der Technik im Rahmen des Selbstvollzugs des Menschen zum Imperativ wird, zum Gesollten, sodaß die Technik im Bewußtsein des Anwenders sich aus sich selbst zur Entwicklung treibt. Denn das Leben ist Selbstaffizierung, ist eine Erfahrung zu leben, in der Bewegung, die sich im Geist widerspiegelt, bewußt wird. 

In der Erfahrung der puren Technik wird diese Erfahrung des "Können-Könnens" sehr rasch, und fast mit Zwangsläufigkeit, zum Selbstzweck. Als abstraktes Erleben als "Leben", in dem das Grunderfahren des Lebens - das "Können können" - in der technischen Anwendung (im Erfahren der Mächtigkeit, eben des "Können-Könnens") sich im Selbst abgekoppelt vom wirklichen Lebensvollzug solipsistisch vollzieht.

Wir bedienen das Internet, vereinfacht gesagt, weil es uns das Erleben des Können-Könnens ermöglicht. Das ist sein Gehalt für den Nutzer, darin steckt seine Kraft als Ersatz des wirklichen Lebens. Deshalb werden die Verweilzeiten auf Internetseiten immer kürzer. Inhalte spielen im Netz so gut wie keine Rolle. Man weiß aus Untersuchungen, daß die typische Leseweise im Netz das bloße "Überfliegen" ist, von rechts oben, nach links unten. Ein kurzer Akt der Vergewisserung, nicht mehr.

Das alles aber scheinbar ohne Mühe der Selbsttranszendenz, ohne die Last, die wir uns selbst sind, zu spüren. Deshalb werden im Internet zunehmend sämtliche Lebensvorgänge virtuell nachgebildet, "ins Internet verlegt", wie es dann heißt. Mit der gewaltigen, aber hoch willkommenen Täuschung: denn diese Vorgänge vollziehen sich nicht mehr wirklich, sie sind ... virtuell. Mit einem hohen sozialen Druck, nein, der via öffentlicher Meinung enorm betriebenen Stärkung des Glaubens, daß dieser Druck bestehe, dies mitzuvollziehen. (Denn der Glaube an die Relevanz von Vorgängen im Internet ist gleichfalls in hohem Maß ... virtuell, eigentlich damit: dämonisch, und irrational.) Womit wir die wirklichen Lebensvollzüge austrocknen. Umso höher wird darum neuerlich der Druck, "ins Internet zu gehen".

Weiter schreibt Türkauf: Alle Lebewesen bereichern die Erde, sie beschenken durch ihr Leben die Welt mit mehr materiellen Gütern, als sie von ihr nehmen. Nur die Maschinen nehmen mehr, als sie geben. Durch die moderne Technik wird die Erde von Jahr zu Jahr ärmer, und zwar - weil das Geistesleben über den Körper mit der Materie verbunden ist - sowohl geistig wie materiell. Was sich im Geistigen vermehrt hat ist lediglich das Wissen um die Maschine und ihre Kreise.


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