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Donnerstag, 18. Oktober 2012

Bis zum vorletzten Atemzug

aus 2007) Peter Bamm schreibt in seinem wunderschönen Buch "Die unsichtbare Flagge" über die Auswirkungen der Propaganda "der anderen" (wie er so treffend die ideologisch entrückten Menschen, und natürlich damit auch die Nazis, nennt.) Angesichts der Tatsache, daß im Herbst/Winter 1942 erstmals die deutschen Fronten im Rußlandfeldzug wankten und schließlich zusammenbrachen, sollte der Widerstandsgeist der Truppen in diesen Abschnitten - die einer zahlenmäßig gewaltigen Übermacht gegenüberstanden - besonders erhöht werden. Dazu legte man hatte den Soldaten eindringlich nahe, sich auf keinen Fall gefangenzugeben, denn die Russen würden die Gefangenen und gefangenen Verwundeten grausamst massakrieren.

Das war kontraproduktiv, denn die Auswirkungen waren unvorhergesehen ganz anders: Denn mit einem male kämpften die Soldaten genau nicht mehr bis zum letzten, sondern nur noch bis zum "vorletzten" Atemzug. Sie mußten ja nun selbst beurteilen, ob sich eine Stellung noch halten ließ, oder ob es in ihrem Interesse nicht besser wäre, sich abzusetzen, sich zurückzuziehen, um diesen Greueln zu entgehen. Diese Situation brachte in einem psychologischen Automatismus ein immer vorsichtigeres Einschätzen dieses "letzten noch möglichen" Moments sich abzusetzen (denn: bis zum Tode auszuharren verstand natürlich niemand darunter.) Und damit ein immer früheres Zurückweichen.

Ein ganz anderes Verhalten wird von Truppenteilen berichtet, die "für ihre Kameraden" bewußt ihr Leben zu opfern bereit waren. Gelang nämlich nicht, die Vorstöße der Roten Armee aufzuhalten, war als weitere Folge des Einbruchs bei Stalingrad die Kaukasus-Südarmee abgeschnitten und verloren. Hier wurde bis zum letzten Atemzug gekämpft: der Fall einer Kompanie ist bekannt, die mit nicht einmal mehr 500 Mann und wenigen Geschützen eine sowjetische Reservearmee von 1 Million Mann tagelang aufhielt, und den unerfahrenen Feinden unglaubliche Verluste beibrachte. Der deutschen Südarmee gelang aber der Abzug über die Kertsch auf die Krim.

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