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Samstag, 17. November 2012

Furcht vor dem Nihilismus

Albert Camus (1913-1960), Literaturnobelpreisträger von 1957, im Französischen Fernsehen (1959) über seine Inszenierung des von ihm dramatisierten Romans "Die Dämonen" (auch: "Die 'Besessenen", oder "'Böse Geister") von Dostojewskij, 1873 veröffentlicht. Den Nihilismus der im Stück behandelt wird, hatte der Russe erstmals in dem historischen Mord von Dimitrij Netschajew an einem Komilitonen am Werk gesehen. Und er machte ihm große Angst: Netschajew hatte den Mord lediglich begangen, um einen Kritiker auszuschalten, vor allem aber um die revolutionäre Gruppe, der beide angehörten enger zusammenzuschweißen. Menschenleben wurden nur noch Mittel zum Zweck.

Camus teilte diese Furcht. Den Nihilismus aufzugreifen sei prophetisch von Dostojewskij gewesen, und gerade heute höchst aktuell. Das ist deshalb interessant, weil Camus selbst Nihilist war, aber die Konsequenzen für die Humanität, die sich daraus ergaben, nicht schönredete, sondern klar vor Augen sah. Einen Christen wie Dostojewkij auf die Bühne zu bringen, der genau diese Folgen ahnte, war ihm nicht nur kein Problem, sondern umso interessanter. Das Klima im europäischen Kulturbetrieb war noch bis in die 1960er Jahre durch die Sicht der Probleme sehr geeint, und man wußte sich der Denktradition Europas verpflichtet. Nur in der Interpretation unterschieden sich die Haltungen. 

Die Monsterproduktion, in der Camus auch Regie führte, war sogar eine Produktion des privaten Théâtre Antoine, das das Riesenbudget von 20 Millionen alten Francs (= 200.000 neue, also ca. 15.000 Dollar - 1959!) riskierte, für ein Stück von dreieinhalb Stunden Dauer, die rein aus Zuschauereinnahmen zu decken waren.






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