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Samstag, 10. November 2012

Hausen in Ortslosigkeit (II)

2. Teil - Heutige Möbel für heutige Menschen 
 
 

Den soziologischen Veränderungen, dem Zerfall der Großfamilie, der Reduzierung auf individualistische Lebensformen und -entwürfe, änderte sich erst die Küche, und schließlich das gesamte Mobiliar, das Aufzucken von Jugendstil und Bauhaus war ein letzer Versuch, das Gesamt eines Kulturatems noch zu schaffen, ausgehend - von der Wohnumgebung.

Endgültig löste sich Möbelarchitektur auf in Schein, Dekor, und Vorläufigkeit, in den 1970ern, mit ihren Spanplattenmöbeln, deren Lebensdauer bereits den Unsicherheiten entsprach, deren Atmosphäre sich aus großen, demonstrativen Mustern und Farben bilden sollte. Bis sich seit etwa 15 Jahren das Möbel überhaupt nur noch in Funktion aufgelöst hat. Bis ... zu diesen Möbeln, wie sie das Bild darstellt. Nicht mehr Existenz wird mitgetragen, sondern Existenz wird, zur Funktion umgedeutet, ortslos, überall, und nirgendwo, möglichst gewichtlos, um nicht an die Erde zu erinnern, der ersten Grunderfahrung des Menschen. 

Der Geist der Zeit ist der Rationalismus. Aus ihm soll sich diese Existenz nähren. Die Welt hingegen versinkt, die Erde in Windrädern und unter Autobahnen zum Anhängsel menschlicher Cleverness, Ort stört nur noch, und ist menschlichem Wollen anzugleichen. Die Welt verschwindet hinter virtuellen Brillen. Sie sind als Tapeten solcher Möbel zu denken. Wir haben ihr vermeintlich alles entrissen, was sie "ausmacht", können nun alles und überall herstellen, was wir einmal ihr entnommen haben.

Mut zu wesentlichen Möbeln ist verschwunden, so wie längst auch die Architektur sich in flexiblen Stahl- und Glaskonstrukten verabschiedet hat. Zusammenhänge mit dem Einströmen von Menschen aus Kulturen, die nie die Seßhaftigkeit geschafft haben, die nie wirkliche Architektur "aus dem Volk heraus" zuwege gebracht haben, sind nicht zufällig.





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