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Montag, 5. November 2012

Hindenburg's weiße Weste

aus 2007) Der Deutsche Reichspräsident - als Amt eine Reminiszenz an das Kaisertum, ausgestattet mit vielerlei Vollmachten, nicht zuletzt der Möglichkeit über Notstandsverordnungen direkt einzugreifen (dem verfassungsgemäß bei einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Amt, durch Tod z. B., der Reichskanzler interimistisch nachfolgen sollte) - Hindenburg war als Symbol ein Garant für Sauberkeit und Lauterkeit der Politik, die letzte Bastion, an die die Deutschen noch glauben konnten. Und er war ein vehementer Verneiner einer Lösung, Hitler als Reichskanzler einzusetzen. Er hielt ihn nicht für vertrauenswürdig genug.

Doch war eine Regierungsbildung mangels Konsens unter den maßgeblichen Parlamentsparteien nach den Wahlen im November 1932 nicht möglich. Der mit der Regierungsbildung beauftragte Wehrmachtsgeneral Schleicher schaffte es in den Vorverhandlungen nicht, eine parlamentarische Mehrheit für seine Lösungen zu erzielen. So wurde - hinter seinem Rücken - von Papen (parteilos) damit beauftragt, und der schaffte was Schleicher nicht gelang: Unter immer weitergehenden Zugeständnissen sprangen endlich die Nationalen - darunter die NsDAP - ins Boot, und die Konservativen Zentrumsparteien bekundeten die Bereitschaft zur Duldung. Es war eine Art "Regierung der unabhängigen Köpfe."

Hindenburg war immer noch nicht bereit, einen Kanzler Hitler zu akzeptieren.

Immerhin aber gab es da zwei interessante Dinge, und man kann davon ausgehen, daß sie eine Rolle gespielt haben:

Im "Osthilfeskandal" war aufgedeckt worden, daß ostelbische Großagrarier staatliche Unerstützungen zweckentfremdet hatten. Darunter waren Freunde des Reichspräsidenten.

Und dann war das die Sache mit dem "Gut Neudeck", dem Privatsitz Hindenburgs. Der hochbetagte Mann hatte das Gut seinem Sohn übertragen, um Erbschaftssteuer zu "sparen." Das war zwar ein legaler Winkelzug, doch stützte er einer notleidenden Bevölkerung gegenüber nicht gerade seinen Ruf als moralische Instanz, der ihm selber so wertvoll war. "Die da oben richten es sich" war auch damals ein volkstümlicher Spruch.

Man kann davon ausgehen, daß dieses Faktum bzw. die Drohung der Bekanntmachung nahhelfende Wirkung hatte, der Lösung mit einem Kanzler Hitler letztendlich doch zuzustimmen.

Hindenburg änderte seine Meinung hinsichtlich der Kanzlerfähigkeit Hitlers - des böhmischen Gefreiten" (er verwechselte den Geburgsort Braunau/Inn mit einem Braunau in den Sudeten) später beträchtlich.


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