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Montag, 19. November 2012

Hintenherum

Es ging nicht einfach nur um Geldkredite, die den von der Krise am meisten erschütterten europäischen Staaten geliehen wurde. Heimlich still und leise hat man ein anderes Instrumentarium des Kreditwesens "einschleichen" lassen: Man stundet einem europäischen Verrechnungsinstrumentarium, für das die EZB haftet, für die die jeweiligen Bundesbanken haften, Warenlieferungen, fern von aller parlamentarischen Diskussion. Um sie in Swap-Gegenverrechnungen (mit Warenlieferungen aus diesen Ländern) eines Tages wieder auszugleichen. So der Hintergrund dieses Instrumentariums, das Ländern mit Leistungsbilanzdefiziten (mehr Importen als Exporten) längst der Staatsfinanzierung auf die "Maschek-Art" dient: Kunden in (sagen wir) Spanien kaufen deutsche Waren, die spanische Nationalbank "bezahlt" durch Schuldverschreibung an den Fonds, die deutsche Nationalbank bezahlt das Lieferunternehmen in Deutschland. In Geld. Denn dieser muß ja Löhne und eigene Lieferanten bezahlen. Ein System übrigens, das 1 : 1 dem Geld- und Verrechnungswesen des Deutschen Reiches bis 1945 oder dem späteren Comecon-System gleicht, mit dem man jeweils Warenlieferungen aus besetzten Staaten "bezahlte".*

Die sogenannten "Target-2-Schulden" einiger Länder haben mittlerweile eine beträchtliche Höhe erreicht, und wurden in den Hochrechnungen über die Kreditwürdigkeit einzelner Länder lange Zeit "übersehen". Sie sind "Forderungen gegenüber dem Euro (insgesamt)." Zu den pekuniären Haftungen und Krediten, hat Deutschland mittlerweile fast 700 Mrd. Euro an offenen Forderungen dem Swapsystem gegenüber. 

Über die Höhe des möglichen Ausfallsrisikos streiten sich freilich die Geister. Nur 27 %, im Ausmaß der deutschen Haftung für die EZB also? Oder 42,8% im Falle von Staatskonkursen, denn was sind dann deren Haftungen für die EZB noch wert? Oder gar in voller Höhe?








*Liest man die Gesetze, die in Österreich in der Währungsreform 1946 den Schilling wieder einführten, der vor der Besetzung 1938 als "Alpendollar" fast zu "hart" war, den Export schwierig machte, so sieht man, daß man sich dieser Problematik NACH dem Dritten Reich selbstverständlich bewußt war: Weshalb man nach tschechischem Vorbild Bankguthaben zwar bis zu 1500 Schilling/Mark im Verhältnis 1:1 wechselte, abgesehen von monatlichen Haushaltsbeträgen in Höhe von 150 Schilling/Mark, darüber hinausgehende Beträge aber einfror, und rigide auf Waren- und Leistungsdeckung aktueller Finanztransaktionen achtete. Andernfalls hätte man unabsehbare Inflation riskiert, denn "Geld" (Deutsche Reichsmark) war mehr als genug da". Hochrechnungen der Nationalsozialisten belegen, daß die Besetzung Österreichs für das Dritte Reich ein "gutes Geschäft" war: Die Leistungsbilanz gegenüber Österreich war auch in dieser Hinsicht lohnend. Das für Österreicher nach 1945 fast sprichwörtliche Kursverhältnis von 1 Mark = 6 bzw. später 7 Schilling verdankt sich der deutschen Währungsreform, in der man im Nachbarland ab 1948 das überschüssige Geld aus dem Wirtschaftsgeschehen nahm. U. a., indem man 90 % der Sparguthaben "strich", und später davon die Hälfte in D-Mark auszahlte. Genau so ging man 1990 mit der Ost-Mark um.

Die kommunistischen COMECON-Staaten verrechneten auf dieselbe Weise, die Handelsakademie, die der Verfasser dieser Zeilen 1980 abschloß, stellte in ihrer Spezialausrichtung auf solche Systeme ein. Immerhin aber hat das heutige Rußland seine Verrechnungsschulden gegenüber Österreich zur Überraschung vieler, die diese Schulden abschreiben zu müssen meinten, mittlerweile bezahlt. Milliardenschulden, die v. a. seit der Regierung Kreisky ("Arbeitsplatzbeschaffung in der Verstaatlichtenindustrie") ab 1971 angelaufen waren, und v. a. durch die Lieferung von Schiffen, Stahlprodukten und Getreide entstanden waren, bei Gegenlieferungen v. a. von Öl und Gas. (Heute ist Rußland am Weltmarkt sogar Nettoexporteur von Getreide.) Die österreichische Nachfrage nach Matrjoschkas oder Ladas/Zshiguli hielt sich ja in eher bescheidenen Grenzen, beschränkte sich auf Abonnenten der "Volksstimme", oder einzelne Forstwirte.




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