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Montag, 31. Dezember 2012

Veränderung des Zeitgefühls

Früher, so Castelli, war die Zeit, die die Erstellung eines Werkes benötigte - drei Tage, fünf Wochen, sechs Monate - auch der Ausweis für drei Tage, sechs Monate, die GELEBT wurden. Kein Tag davon war verschenkt. Und das Ereignis selbst des unerträglichsten Wartens war Weg zum Ziel, ja wesentliche Aussage darüber, Teil seiner Qualität, und Quelle der Freude, die mit dem Glück des Erreichten einherging.

Heute scheint uns jede Zeit bis zur Erreichung eines Zieles als HINDERNIS, als unnotwendig zu lebende, nur zu überbrückende Zeit, wozu uns jede Technik recht sein kann. Wozu uns anderseits jede verwendete Technik zwingen will, die verlangt, daß wir auf unser Eigenleben verzichten.

Die menschlichen Beziehungen haben sich damit in Techniken verwandelt, die auf dieser Ebene kompatibel sind. Aber genau damit lösen sie sich in ihrer personalen Qualität auf. Qualität ist untrennbar an Dauer, an Zeit gebunden, nur in ihr kann sie sich entfalten, aufbauen, zu einer Qualität IN FORM einer Beziehungsbildung werden. Der negative Beiton, den man dem Wort "schnell" in so vielen Beziehungen beimißt, sagt es aus: was jederzeit ist, was sich einfach und allezeit fügt, ohne Zeit, ohne Mühe, ohne Dauer, ist auch wertlos weil qualitätslos weil beziehungslos.

Es ist das Bewußtsein verschwunden, daß Leben eine permanente Beziehung IST, und daß Lebensqualität mit dem Gestalten dieser Beziehungen zu tun hat, die jeden Augenblick diese Gestalt braucht, um überhaupt zu sein. Aber diese Gestalt ist nicht einfach eine Idee, sie ist real und fleischlich, oder sie ist gar nicht.




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