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Dienstag, 25. Dezember 2012

Wahnsinn als Wesen des Verstandes

Man muß die Wahrheit besitzen, um sie zu erkennen, schreibt Pawel Florenski in "Säule und Grundfeste der Wahrheit". Wer innerhalb der selbstischen Verstandeswahrheiten verbleiben zu können meint, in einer Art vernünftiger Glaube, bleibt nicht nur in sich, sondern sein Erkennen stirbt, seine Sprache wird leere Formalistik. Der bloße Verstand - das schließt an die Aussagen Gödels* an: Verstandeslogik läßt sich aus sich selbst nicht begründen, sie braucht wesensnotwendig einen Glaubenssatz, sonst erstarrt sie in Wirklichkeitsfremde, und damit Agonie - der von seinen eigenen Gesetzen ausgeht, verwirft die Unsichtbarkeit und damit Verstandesungemäßheit Gottes. Er ist in sich wahnsinnig, es fehlt ihm der Sinn.

"Der Glaube nach der Tolstoischen Formel - Ich will so begreifen, daß jede unerklärliche These sich mit als Notwendigkeit der Vernunft darstellt - ein solcher Glaube ist ein schwieliger, böser und harter Auswuchs am Herzen, der ihm den Weg zu Gott versperrt, eine Empörung gegen Gott, eine ungeheuerliche Ausgeburt des menschlichen Egoismus, der auch Gott sich unterwerfen möchte." Zwischen dem dreieinigen christlichen Gott und dem Sterben in Wahnsinn tertium non datur - gibt es kein Drittes.

Entweder muß man die prinzipielle Zufälligkeit der logischen Gesetze annehmen oder aber die Annahme der überlogischen Grundlage dieser Normen ist unvermeidlich - einer Grundlage, welche vom Standpunkt des Verstandes selbst postulativ notwendig ist, aber deshalb für den Verstand ein antinomisches Gepräge hat. Das eine wie das andere führt über den Verstand hinaus. Jenes zersetzt den Verstand, dieses stärkt ihn durch die Tat der Selbstüberwindung - im Kreuz, welches für den Verstand ein widersinniges Losreißen von sich selbst bedeutet.

Der Glaube, durch den wir gerettet werden, ist Anfang und Ende des Kreuzes und des Gekreuzigtwerdens mit Christus.




*Gödel verfaßte seine Thesen nur wenige Jahre nach Florenski.


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