Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 10. Januar 2013

Gibt es einen wahren (menschlichen) Satz?

aus 2007) Eine der schrecklichsten Hürden der letzten Monate war der Verlust des Mutes, trotz der Unmöglichkeit, als Mensch einen vollkommen wahren Satz zu bilden, solche zu formulieren.

Im Grunde müßte man zu jedem Satz - es sei denn, er bleibt nicht im Gesamtbilde eines Mosaiks wie bei der erzählenden Prosa, die die unterschiedlichen Schichtungen erlaubt, weil ihr Gesamtergebnis immer bescheiden "gesamtmenschlich integer" (gerade damit aber so wahr) bleibt - wie in der Theologie seine Stellung ihm Insgesamt der Wahrheit dazuschreiben.

So kennt die Dogmatik etwa folgende Gewißheitsstufen:

"sententia de fide (definita)" (völlig unerläßlich und sicher - Vorsicht! Zieht man diesen Ziegel raus, bricht mit Sicherheit alles zusammen - Depressionsgefahr extrem!)
"sent. fidei proxima" (ohne das geht es auch nicht, auch wenn das nicht derartig abgesichert ist wie erstere Kategorie)
"sent. certa" (da fährt die Eisenbahn drüber; da könnte man ja gleich aufhören zu denken)
"sent. communior/communis" (freie Meinung, aber allgemein von nicht den Dümmsten vertreten)
"sent. probabilis/bene fundator/probalior) (gut fundierte Meinung, nicht mehr, aber auch nicht weniger)

Gerade deshalb aber zu dieser menschlichen Lächerlichkeit zu stehen - das macht Größe im Menschsein möglich. Weil notwendig.

Schreiben heißt letztlich doch, seine Sätze von Sententia spei (eine neue Kategorie, aus der heraus man noch gar nicht schreiben dürfte ... also noch nicht einmal eine Kategorie) nach "sent. probabilis" zu entfalten. Vielleicht schafft man es noch zu "sent. communis"

Tun muß man aber so, als würde man nur "de fide" plaudern. Dort nämlich erst beginnt der Mensch, im Dasein zu verbleiben.



***