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Mittwoch, 20. Februar 2013

Ein lehrreiches Beispiel (1)

In die Reihe hier bereits erschienener Überlegungen über den Akt des Verkaufs als Identitätseinheit und -zustimmung fügen sich die jüngsten Meldungen über den Computerkonzern Dell. Um einen völligen Absturz des Unternehmenswertes zu verhindern, begann nun ein Unternehmenskonsortium, Aktien vom freien Martk zurückzukaufen, um ihn dem Floaten auf den Börsen zu entziehen.

Dell hat seine Laufbahn mit "bedarfsgerchter" Produktphilosophie begonnen. Das Problem dabei war: es war kein Philosophie. Denn zu sagen, man böte, was der Kunde eben wolle, läßt den zweiten Teil eines Kaufaktes vermissen. Den des "Ens", in das der Kunde eintritt. Er bleibt in sich. Dell bot alles und nichts. Jeder konnte sich seinen Computer zusammenstellen, wie er ihn wollte. Dell verbaute dazu Bestandteile sämtlicher Hersteller, kaufte diese nötigenfalls auch auf. Anderseits war Dell natürlicherweise für Produzenten interessant, die in Dell einen Abnehmer hatten. Und sie waren auch zu einem guten Teil die Kapitalgeber für das Wachstum, stabilisierten seine Lage immer wieder.

Das funktionierte eine Weile, und zwar genau so lange, wie das Unternehmen ungebremst wachsen konnte. Wachstum ist aber sehr häufig und lustigerweise ein Indiz für Marktschwäche, wobei geringe Verdienstmargen über zusätzliche Mengen, auch Produktionstiefe, und vor allem Zukunftsphantasie wettzumachen versucht werden. Es ist ein altes Gesetz, für Unternehmen, die nie zu einer stabilen Lage und Konstanz finden, die immer wachsen, und Expansionsschritt um Expansionsschritt setzen, hohe Existenzgefährdung anzunehmen. Denn seine aus immer mehr zusammen- und rückwirkenden Faktoren bestehende Basis wird immer fragiler, wandert in Richtung "hochkritischer Systeme", und wird letztlich unbeherrschbar. Das Unternehmen wird zum Getriebenen ständig und in immer kürzeren Intervallen auftauchenden existenzgefährdender Probleme, bis das Gesetz "es geht um alles" schon kleinste Vorgänge bestimmt.

Sehr häufig tauchen solche fragilen Unternehmensstrukturen dort auf, wo von Beginn an Fremdfinanzierung herrschte. Das dürfte bei Dell auf jeden Fall zugetroffen haben, denn der Firmengründer begann mit kolportieren 1000 Dollar, um innerhalb eines Jahres einen Umsatz von 89 Millionen Dollar zu stemmen. Das kann nur auf Fremdfinanzierung basieren, und kann nur bedeuten, daß das Unternehmen von Anfang an unter enormem Liquiditäts- und Funktionsdruck stand, nie genug Luft entwickelt hat, um eigene Idee ausreifen, entwickeln zu lassen. Und man vergesse nicht: Auch die Finanzierung an der Börse ist Fremdfinanzierung, wenn auch  der Unterschied zu einem Bankkredit liegt lediglich in einer anders gearteten Risikobeteiligung der Gläubiger. Aktienkapital wird zwar in der Bilanz als Eigenkapital gewertet, aber in seinem Renditehunger ist es aggressiv wie Fremdkapital.

Was Dell aber immer und mit der Zeit dramatisch fehlte war, daß es das Gesetz des Handelns - mit der Selbstauszeugung jedes lebendigen Organismus vergleichbar - vernachlässigte. Dell "war selber nichts". Dell hat den Computermarkt nicht mitbestimmt, es hat lediglich von ihm profitiert. 



Teil 2 morgen) Der Kollektivirrtum der Wirtschaft der 1990er Jahre





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