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Montag, 18. Februar 2013

Geld kommt vom Bankkonto (1)

Es kam, wie es kommen mußte, und wie jeder mit Verstand vorausgesagt hat. Und natürlich wird es jetzt nicht an jenen fehlen, die das Zauberwort der Utopie noch lockerer im Munde führen: "Man müßte nur ..."

Tatsache aber ist, daß die sogenannte Energiewende nicht nur so enorme Kosten aufgeworfen hat - der Zuschlag für erneuerbare Energie in Deutschland ist bereits so hoch, wie der reine Strompreis - sondern ihr vorgebliches, ja eigentliches Ziel, die Senkung des CO2-Ausstoßes, verfehlt hat. 

Nach zwei Jahren Ökostrom ist der CO2-Ausstroß um 3 % gestiegen ist, obwohl so viele Ökostromanlagen laufen, wie noch nie. Einige Länder Europas verbrennen bereits um 50 % mehr Kohle, als noch vor zwei Jahren. Und nach wie vor werden kalorische Kraftwerke gebaut, um die Atomkraft zu ersetzen. Gaskraftwerke rentieren nicht mehr, weil sie auf zu wenige Betriebsstunden kommen, auf die die Kosten umgelegt werden können, und werden europaweit abgeschaltet. Also muß die billige Kohle aus den USA herhalten. Die wird dort nicht mehr gebraucht. Deutschland hat 2012 bereits 6 % mehr Kohle importiert als zuvor. Österreich hat seine Kohleimporte aus den USA verFÜNFfacht. Denn das Land muß ja derzeit auch den Deutschland fehlenden Grundlaststrom mit produzieren.

Aber CO2-Zertifikate sind ja derzeit äußerst billig zu haben, was höchstens die Bewohner von Tuvalu stören wird. Denn die waren bisher gewöhnt, daß ihnen die gebratenen Tauben ins Maul fliegen, man muß nur schreien. Nun hätten sie endlich wieder eine tragfähige Bezugsgarantie für Milliarden gehabt, von wegen der Meeresspiegelerhöhung, an der schuldig zu sein wir uns schon in vorauseilendem ethischen Bewußtsein bekannt haben.

Deutschland als Vorreiter? Ja, gewiß, als Zugpferd, in mehrfacher Hinsicht - das den gesamten Kontinent, der in einem Verbundnetz zusammengeschlossen ist, mitreißt. Nicht zum ersten mal. Die Frage ist nur: in welche Richtung ...

Deutschland mit der Wende 2011 - Das technizistische Deutschland wirkt sich aus - Bildrechte: science-sceptical


Aber die Amerikaner sind gerade dabei, auf das billige, im eigenen Land (durch Fracking*) geförderte Gas umzusteigen, das weltweit den Energiemarkt in den nächsten zehn Jahren auf den Kopf stellen wird. In Österreich wurden in diesem Winter hingegen sogar Ölkraftwerke - die schlimmsten Rußschleudern - wieder aktiviert - um das deutsche Stromnetz abzusichern. Neben Speicherkraftwerken in den Alpen, die auch von deutschen Energieversorgern "gebucht" wurden. Was für blühende Geschäfte, denn Österreich versorgt sich im Gegenzug mit Atomstrom aus der Tschechei.

Bildrechte bei science-sceptical.de
Vom übrigen Ökologiedesaster - der Verwüstung ganzer Landstriche durch Windspargel und Solarflächen - gar nicht erst zu reden. Auch nicht zu reden von der Fragilität der Stromversorgung, der Anfälligkeit der Netze selbst, die die Versorgungssicherheit ernsthaft bedroht. Das kriegen wir schon irgendwann einmal gedingst, wie geeichte Ingenieure und Forscher zu so etwas sagen, viele Jahrzehnte daran gewöhnt, immer mehr Löcher aufzureißen, deren Füllung sie der Zukunft überlassen.

Die Energiewende hat vorerst zumindest weit mehr Probleme geschaffen, als sie zu lösen vorgab. In der Hoffnung, daß der freie Markt nun wieder auffängt, was Politik neuerlich verbrochen hat, hat die EU nun beschlossen, die Förderungen von erneuerbaren Energien zu stoppen.  Am liebsten, so die Presse, wollte man sie sofort aussetzen. Schon haben die Ratingagenturen die Alternativenergie am Kieker, und "unter Beobachtung" gestellt. Eine erste und ernste Warnung, daß eine Branche Anzeichen zeigt, zu kollabieren, ihr Gleichgewicht völlig verloren hat.

Derzeit ist in Deutschland knapp die Hälfte der Stromproduktion, die Atomkraftwerke lieferten, durch Wind- und Solarkraft ersetzt worden. Aber das ohne jeden Marktmechanismus und Kostendruck. Denn dieser Strom wird zu festen Preisen und verpflichtend für die Netzbetreiber abgenommen. Nur stehen sich hier nicht einfach Strommenge und Strommenge gegenüber. Die sogenannten "Erneuerbaren Energien" benötigen Reservelieferanten in demselben Ausmaß, wie ihre Kapazität ausmacht. Das läßt die Stromnetze in ganz Europa kippen, und überlastet sie. Einzelne Länder beginnen bereits, ihre Netze zu nationalisieren, abzuschotten, aus Notwehr.

Denn da gibt es Tage, wo das Stromnetz die Menge an Wind- und Solarstrom gar nicht mehr aufnehmen kann, die produziert wird. Wenn der Wind so richtig weht. Und die Sonne so richtig scheint. Es funktioniert also? Man müßte nur ...?** Die Befürchtung steht, daß das Marktgefüge bereits so deformiert ist, daß es keine Selbstregulierungsmechanismen mehr gibt. Wo der Staat einmal hinlangt, wächst nichts mehr. Da bleibt nur noch "ganz Staat", oder Wüste. Und im Endeffekt kommt beides.


2. Teil morgen) Es geht um das Phänomen Elektrizität selbst


*Als Energieoption für Deutschland übrigens sowieso ohne viel Hoffnungspotential, schreibt das Manager-Magazin. Zu geringe Lagerstätten, zu teuer zu fördern. Eine ähnliche "Gasrausch"-Entwicklung wie in den USA ist hierzulande auszuschließen, Fracking in Deutschland würde sich kaum dämpfend auf den Gaspreis auswirken. Hier spielt die Zukunftsmusik (der Industrie) in den USA, China, Rußland, Südamerika, Australien und Afrika.

**Das phantastischeste Argument hat der Verfasser dieser Zeilen in einem Online-Forum gelesen. Wo jemand allen Ernstes behauptet, daß immerhin aber diese Gelder europäische Wertschöpfung bedeuteten. Das zeigt, wie wirklichkeitsfern viele bereits sind. Und selbst nach fünf Jahren Finanzkrise nach wie vor - nein: wieder! - Geldflüsse mit Wertschöpfung gleichsetzen. Denn die Finanzkrise 2008 war eine Revolution. Und wie bei realen, politischen Revolutionen durchlief sie dieselben Stadien, wie Brinton Crane sie beschrieb. Mittlerweile wollen die Menschen nur noch ihren von früher gewohnten Alltag zurück.




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