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Donnerstag, 18. April 2013

Das Wort ist Fleisch

Der Mensch läßt sich nur verstehen, wenn man ihn in seiner Suche nach dem Ursprung versteht - den er darstellt. Denn er trägt die Antriebe, Strukturen des Ursprungs in sich. Im Geschöpf ist dies nur eine indirekte Gegenwart, das Geschöpf wird nie zum Schöpfer selbst, aber es kann den Schöpfer repräsentieren, indem es seinen Geist zur Gegenwart bringt. Fleischlich, denn alles menschliche Leben ist auf Fleischlichkeit ausgerichtet.

Damit sucht er auch die Universalität, und die ist als geschlechtliche Polarität ausgebildet. Als Mann und Frau. Der Mensch ist also immer ein "wir", nur aus diesem "wir" begreifbar, nur innerhalb dieses "wir" als "ich", das ein "ich bin" als Akt ist. Er ist also immer historisch, immer Zeit bildend.

Mißlingt diese Entsprechung, egal aus welchen Gründen, mißlingt die reale Darstellung dieser Universalität, versucht der Mensch, das Fehlende in sich selbst zu bilden. Denn jeder Mann sucht sein Weib, als den Schooß der seine Schöpfungstat austrägt, jede Frau ihren Gott, das gegebene Wort, den Mann.

Nimmt man den Geschlechter ihr Proprium, alles was sie in ihrer Geschlechtlichkeit darstellt, fallen beide Geschlechter ins Nichts. Und beginnen, das Fehlende zu ersetzen. An sich zu ersetzen, um ganz zu werden.

Der Mann ersetzt die Frau, wird mütterlicher Vater, die Frau väterliche Mutter. Ein Widerspruch, weil es die Fleischlichung betrifft, und jeweils die eigene Fleischlichung verhindert weil in der Selbstüberschreitung nicht zur Wirklichkeit bringt.

Die praktischen Auswirkungen sind zahllos, gerade in der Vielfalt der möglichen Ersatzwege. Die angeführten Beispiele sollen nur anreißen, sind in sich natürlich ungenügend, die komplexe Wirklichkeit die jeder Einzelfall darstellt zu erfassen. Aber einige Beispiele lassen sich anführen, als Fenster für ein Dahinter.

Das Verhältnis Priester-Volk aber ist aufgrund seiner Grundlegendheit besonders illustrativ. Zerstört man das Priestertum, nimmt man ihm sein Proprium, will die Frau Priester werden, um den fehlenden Mann=Priester zu ersetzen. Zerstört man das Kirchenvolk als Braut, wird der Priester seinsschwach, versucht selbst Volk nachzubilden, sucht sich eine (fleischliche) Frau. Grundhandlung bleibt die Verheiratung, die Ehe, als Ganzwerdung Wesen alles Geschöpflichen, alles Lebendigen.

Dasselbe gilt sinngemäß für sämtliche Auflösungen von geschlechtsspezifischen Zuordnungen. Mit besonderer Tragweite der Auflösung des Mannes als den "Wortführer". Denn der Mann IST das Wort, die Frau nimmt es nur auf und trägt es aus, "erwägt es im Herzen", trägt es als Same in ihrem Schooß.

Die Frau stürzt sich auf das Wort (daß 70 % der derzeit an österreichischen Universitäten ausgebildeten Psychologen Frauen sind, illustriert das Gesagte nur), will die Macht des Wortes an sich ziehen*. Aber sie kann nur das Wort des Mannes binden, es mehr oder weniger entwickelt gebären, sie kann es nicht originär, in Selbstzeugung, hervorbringen. Sie kann es nur weiterspinnen, entfalten. (Frauen sind deshalb als Ausführende bestehender Regeln und Gebote oft von besonderer Härte gekennzeichnet.)

Der Mann will lieblich wirken, kämpft für die "Gleichberechtigung" der Frau, kämpft um die Fürsorge für seine Kinder, will "in Karenz" gehen, um "bei seinen Kindern sein zu können" (Cui bono?), will ihnen dieselbe Liebe geben (und natürlich empfangen**), die nur Frauen geben können.  Nicht als abstrakte Fähigkeit, sondern weil jede Handlung diesen personalen Charakter hat, deshalb mit Identitätsvorgängen verbunden ist. Wesentlich dabei ist, daß damit immer Selbstverweigerung verbunden ist, und damit Vermeiden des Kreuztragens, das das immer zugesprochene Selbstsein bedeutet, und hat von da her eine fatale Nähe zur Acedia, der geistigen Trägheit als eben solche Trägheit des Selbstseins - der Welt wird das "ich bin" verweigert, der Namensanruf bleibt unbeantwortet.

Für sich befragt, ist es deshalb überhaupt nicht verwunderlich, daß nach wie vor 90 % der Jugendlichen zugeben - heute! - erstaunlich "traditionell geschlechtskonforme" Dinge zu wollen. So wie wenig wundert, daß ein Drittel der Schweizer bereits Orientalinnen heiraten, keine Schweizerinnen mehr wollen, wie die NZZ einmal berichtete***.

Mit besonderen Gegenpolen, die teils sogar amüsant sind: So neigen Frauen aus eher konservativem Umfeld gerne dazu, die abstrahierten traditionellen Zuordnungen besonders energisch befolgen zu wollen, sie damit zur Ideologie machen, zum fleischgewordenen Wort, das aber aus ihnen hervorgeht, aus ihrem Willen. Das macht die Sache besonders interessant, weil so der Herrscher, der "über" sie herrscht, in Wahrheit in ihrer Gewalt steht, von ihrem Wollen abhängt. Mehr Gottesgestalt geht ja kaum noch. Was besonders interessant ist angesichts einer Lage, daß die konkrete Ehe - und es gibt ja gar keine andere, als eine konkrete - per Gesetz diese Geschlechtsauflösung bereits enthält. Ehe ist immer eine historische Gestalt, und hat historischen Inhalt, sonst gibt es sie gar nicht: Die Ehe ist aus ihrem Wesen her auf die Gesellschaft bezogen, als Gegenüber, aber vor allem als "wir" dieser Gestalt, dessen Inhalt empfangen, damit erfüllt, nicht gemacht wird - weshalb sie regional sehr unterschiedlich ausgedeutet sein kann.**** Die "perfekte Ehe" wird in genannten Fälle aber vielfach damit simuliert.

Während die Affinität "moderner" Frauen - samt sämtlichen Distanzierungsritualen, als welche auch "Diskussionsbereitschaft" gewertet werden kann, eben, weil sie ein "wir" schaffen soll - für "echte Männer" (oder, als Detail, die Aufhebung des Zölibats der Priester fordern) sprichwörtlich ist.

Die Gottesebenbildlichkeit der Frau verbildet sich eben gerne hinein in die Macht über jene, die das Wort sprechen. Auf jene, die die Gesetze erlassen. Die des Mannes hingeben auf jene Frauen, die es austragen, um die Mühe des Wortes - jedes Wort ist Ding, und braucht damit Mühe - zu sparen, die Frauen die Mühe der Fleischzeugung selbst übertragen? Urheber sämtlicher Feminismus-Ideologien sind, geht man ihnen nach, deshalb sämtlich ... Männer.

Oder was soll man von Männern halten, die man gerne als jene bezeichnet, "mit denen man gut reden" kann? Die den fehlenden Mut zum Selbstsein als Mann auf die Frau abwälzen, indem sie ihre Anwegung den Eros zu beantworten auf eine "logische Lösung" kaprizieren? Was von Frauen, die die Mühe der Männer "gerne" übernehmen, und nach außen an seine Stelle treten? Das "Sozialhelfersyndrom" von Frauen schwachen Männern gegenüber, ja die Hörigkeit selbst sogar, läßt sich so ganz neu verstehen.

In ganz anderem Licht erscheint es da auch, wenn sich heutige, "moderne" Frauen, beladen mit dem grotesken, völlig verdrehten Sollensbild des Zeitgeistes, längst als jene herausstellen, die die Mehrzahl der Scheidungen einleiten, und dann kaltlächelnd seine Unterhaltspflicht einfordern. Damit dem einzigen Mann treu bleiben, den es heute noch gibt - dem Staat, der das Wort spricht, das sie austragen.

Aus Gründen der Schicklichkeit soll es zum Thema "Rollenspiele in der Sexualität", das Untersuchungen zufolge die "gewöhnliche Sexualität" fast gleichrangig begleitet, hier beim Hinweis bleiben, das diese Geschlechtsproblematik in der Sphäre des Spiels vor dem Ernst bewahrt, den zu tragen man keinen Mut hat.

Auf diese Weise, auf diesem Weg erlöschen auch alle Dinge in ihrer Gestalt. Denn jedes Ding, jedes Objekt der Wahrnehmung, ruft das originäre Mann- oder Frausein auf - hat insofern seinen Eros, als Eros der Welt. Im Wahrnehmen wird es erfahren, nachlebend, und damit reagiert auch das originärste Menschsein. Also wird das Antlitz der Dinge verhüllt, sie werden gelöscht. Hervorbringnisse tragen dieselben Eigenschaften, werden allerdings meist in einem zweiten Schritt verhüllt. Denn der Anblick der nackten ersten Geburt erschreckt, weil er zu einem Selbstsein aufruft, zu dem die Kraft fehlt.

Geneigter Leser, angesichts solcher Überlegungen wirken die Vielzahl von Filmen, mit denen auch derzeit Hollywood die Kinos überschwemmt, und die ein staunenswert konservatives Bild von Ehe und geschlechtlicher Zweisamkeit propagieren, und in denen der Quoten-Schwule als Tribut an den Zeitgeist ("Nein nein, natürlich meinen wir es nicht so allgemein, nur für DIE da ...") nie fehlt, wie blutwarm-aktuelle Aufrufe zur Revolution.







*Weil es aber die Macht des Wortes nicht erträgt, weil sie ihr wesensfremd ist, versucht sie auch dem Wort seine Spezifität zu nehmen - das Gendering läßt sich damit zum Teil zumindest erklären, dem ja gar kein Sprachentwurf gegenübersteht, woher denn auch, sondern das nur die Sprache auflöst. Ohne daß man die Mitwirkung des Mannes, aus Selbstverweigerung, ja aus Haß (sic!) gegen die Frau, in der Selbstverweigerung zugleich Angst, übersehen darf.

**Aus dem Stand kann der Verfasser dieser Zeilen Männer zitieren, die als Ziel ihrer "Obsorge" um ihre Kinder meinten, sie wollten daß sie diese Kinder später einmal liebten. SIE also geliebt werden. No more comment.

***Und sich dabei sehr häufig in die Nesseln setzen. Einmal hier, füllt sich die Ehe natürlich sofort mit den regionalen, räumlichen Inhalten. Und damit stehen, nach mehr oder weniger kurzer Anpassungsphase der Zugeheirateten, diese Männer vor denselben Problemen. Da hilft auch die Schaffung von "Sondermilieus" nur bedingt..

****Wenn heute - trotz extrem hohem Wunsch nach familiärer Geborgenheit, eins ergibt das andere - die Eheschließung bereits als Minderheitenprogramm läuft, so hat das nicht mehr und nicht weniger Hintergrund als daß die Ehe als kulturelle Institution - mit dem ersten Erkennungszeichen von Kultur, der Selbstverständlichkeit - abgeschafft wurde. Während also immer noch katholische Bischöfe, als erste Wahrer des Naturrechts (!) das sie sein sollten, das als Problem der "Moral" oder gar mangelnden "Bemühens" sehen, so sei ihnen entgegengeredet, daß kaum etwas heute mehr von den Menschen gewünscht wird, als MORAL! Die sich zu einem Dauerschrei, zu einer Daueraufforderung über unseren Alltag ausgebreitet hat. Daran also kann es gar nicht liegen. Es muß also ... an den realen Inhalten liegen. Das Ethische ergibt sich ja aus dem Sein.






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