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Sonntag, 21. April 2013

Der Tischler sieht nur Tische

Ein mechanischer Vorgang kommt uns nicht durch ihn selbst, sondern durch ein Empfinden - und dieses Empfinden kommt uns wiederum nicht durch sich selbst, sondern durch ein Vorstellen zur Kenntnis, schreibt Melchior Pálagyi. Wobei er für Vorstellen den Begriff "Phantasma" verwendet.

Wir nehmen niemals einen Vorgang an sich, sondern immer nur einen Vorgang durch den anderen, in der Wahrnehmung den des Sinneseindrucks, der wiederum auf das Gefühl trifft, wahr. Unsere Wahrnehmung ist also immer relativ. Der Wahrheitsbegriff setzt nicht in der Erscheinung an, sondern im subjektiven Geist.

Der naive Mensch, schreibt er weiter, hält die Empfindung für die Erscheinung. er gibt sich ein wenig zu sehr den Erscheinungen hin, aber man kann ihn aufklären und ihn begreiflich machen, daß er ohne seine Empfindungstätigkeit und seine Bewußtseinstätigkeit doch niemals zur Wahrnehmung einer Erscheinung gelangen könnte, daß also eine phänomenale Welt ohne Lebensprozesse und geistige Tätigkeiten nicht bestehen kann. 

Was soll man aber mit einem philosophisch verbildeten Verstand beginnen, der nicht mehr fähig ist, sein Empfinden von dem mechanischen Vorgang zu unterscheiden, auf den es sich bezieht, und demzufolge sein eigenes Empfinden für den mechanischen Vorgang (der physischen Reizung, Anm.) hält.

Die Gewißheit in der Wahrnehmung kann durch eine Erscheinung also nur dann zu einer werden, wenn sie zuvor bereits eine geistige Gewißheit ist. Eine Erscheinung bringt sich nicht durch sich selbst zur Kenntnis. Ohne ihre Erkanntheit wird sie gar nie zur Erscheinung. Man entdeckt also die Welt nicht durch die Sinne zuerst, sondern durch den Geist, und damit erst werden sinnliche Eindrücke zur Wahrnehmung. 

Zu hoffen, wie es heute so oft behauptet wird, aber nur völlige Verwirrung über die Wirklichkeit der Wahrnehmung ausdrückt, daß "empirische Tatsachen" ein Weltbild ergeben könnten, ist also schlicht und ergreifend dumm. Als sogenannte "Ansicht" im übrigen ohnehin bloße Lüge.

Man hätte Jesus nicht erkannt - und man hat ihn nicht erkannt - als Auferstandener, wenn er es ihnen nicht zuvor angekündigt hätte. Es hat ihn nach dem Ostersonntag nur gesehen, wer vorher an ihn geglaubt hat. Selig die nicht sehen, und doch glauben.*

Unser Bewußtsein ist nur verstehbar, wenn wir begreifen, daß sich bei jeder Wahrnehmung ein präsentierender und ein präsentierter vitaler Vorgang, von denen aber bloß der letztere die Aufmerksamkeit weckt, begegnen. Der erste macht sich wie ein getreuer Diener selbst unmerklich.

Die oben angesprochenen Phantasma als vermittelnde Instanz sind es, die es ermöglichen, sich zu erinnern, und damit zu denken. In ihnen liegen die Beziehungen festgeschrieben, die wir gebildet haben und weiter bilden.**




*Detail am Rande: Darauf ruht ja die Auffassung des Verfassers dieser Zeilen, daß die Thesen zum Klimawandel Voraussetzung waren, um Klimawandel "zu sehen". Alles Forschen dient nunmehr lediglich dem Belegen der Thesen. Aus sich selbst heraus wäre er gar nie feststellbar gewesen. Und diese Thesen wiederum ruhen auf bestimmten Haltungen und Denkfehlern auf. Sie sind es, als Psychosen der Zeit, aus denen die Unhaltbarkeit der heutigen Klimathesen hervorgeht.

**Deshalb ist auch die Philosophie kein "Zusatzgeschäft", das man sich auch sparen könnte, ein Zierbommel am stolzen Kleid der Empirie. Es ist die Voraussetzung (!) überhaupt etwas zu sehen. Diese Ordnung zu verneinen, die philosophischen, die logischen Voraussetzungen der eigenen Wahrnehmung (die jede Wahrnehmung nämlich haben muß) zu untersuchen, bedeutet lediglich, sich den irrationalen Phantasma, den willkürlichen Subjektivismen und unbewußt bleibenden Intentionen auszuliefern. Das heißt nicht weniger als daß die Empirie, die Neugier des Einzelnen das Maß seiner geistigen, seiner philosophischen Klarheit nie überschreiten dürfen. Ganz simpel versinnbildet: Für den Tischler wird alles zum Tisch.***
Ein bloßes "Mehr" an Empirie liefert nicht mehr an Erkenntnis. Nur mehr vom immer selben. Deshalb können die Menschen - wie heute - auch jeden Quadratzentimeter der Welt bereisen: sie werden nicht klüger werden, als sie jetzt sind. Höchstens verwirrter, wenn das was sie sehen nicht mehr in die von ihnen geleistete Rückführung der Welt auf das Eine, die alles umfassenden Prinzipien einfügbar ist. Der Internet-Mensch ist also durch sein "Mehr" an "Information" nicht ein Yota gescheiter, als der von vor fünfzig oder fünfhundert Jahren. Bestenfalls verwirrter. Und tatsächlich, das Aufgeben des Versuchs, die Welt zu verstehen, das diese Einheit ersetzen sollende Verhängen in eine (durch eine Autorität repräsentierte) irrationale, übernommene "Weltanschauung", ist eine der weitverbreitetsten Erscheinungen, und eine direkte Überleitung zum Fanatismus.

***Und um gleich noch Fenster im Fenster zu öffnen: Warum ist er Tischler? Weil ihn jemand, weil die Welt, das Allgemeine, Tischler ERNENNT. OHNE dieses "bestimmte Sein", ohne also "Tischler" zu sein, kann er aber gar nicht erkennen, bleibt ihm seine "Information" bloßes "Geräusch". Eine Welt ohne ter - als Sender des Wortes - wird also eine Welt ohne Erkenntnis, der bloßen Geräusche und willkürlichen Stimmungen. 





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