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Donnerstag, 20. Juni 2013

Ein Leben

Als der österreichisch-ungarische Fußballspieler Bela Guttmann als Trainer von Benfica Lissabon 1962 entlassen wurde, stieß er einen Fluch aus: Benfica würde in 100 Jahren keinen internationalen Bewerbe mehr gewinnen. Seither HAT Benficfa - in sieben Endspielen! - keinen dieser Bewerbe mehr gewonnen. Zuletzt heuer, 2013, beim 0:1 gegen Chelsea, wo das die Niederlage trotz überlegenen Spiels besiegelnde Tor in der 93. Minute gefallen war.

Guttmann war in jener Mannschaft der Wiener Hakoah, dem damaligen österreichischen Meister, der 1925 als erste kontinentale Fußballmannschaft gegen einen englischen Verein, West Ham, auf englischem Boden gewonnen hatte, und das gleich mit 5:0. Nach schillerndem Lebenslauf - Besitzer einer Bar in New York, Mitbesitzer einer Bank, die 1929 pleite ging - landete er in Lissabon als Trainer einer Mannschaft rund um den phänomenalen, erst 20jährigen Eusecio. Man entließ ihn, als er nach dem Gewinn des Europacups der Landesmeister 1962, in einem legendären Finale gegen Real Madrid, eine Gehaltserhöhung verlangt hatte. 

Benfica schien damals freilich seine Fußballmannschaft aus Prinzip sehr kurz zu halten. Der aus einfachsten Verhältnissen stammende, bescheidene Eusebio, der alleine dem Verein zahllose Triumphe einbrachte, war auf 15 Jahre vertraglich gebunden, bei einem fixierten Gehalt von einigen wenigen hundert Dollar aber gerade in der Lage, zu überleben. Während man seine Ablösesumme so hoch ansetzte, daß kein Verein sie bezahlen konnte.

Wo Guttmann ab 1939, wo er mit Ujpest Budapest als Trainer den Mitropa Cup gewann, verblieb, blieb ein Rätsel, er verriet es nie. Sondern tauchte 1945 wieder in Budapest auf - und sprach perfekt Portugiesisch. Auf inoffiziellen Listen war er 1952 im Betreuerstab jener ungarischen Fußballmannschaft geführt, die bei den Olympischen Spielen in Helsinki Gold gewann. 1956 tauchte er als Begleiter einer ungarischen Fußballmannschaft um Ferenc Puskas auf, die nach einer Auslandsreise nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt war, und noch einige Zeit auf Tournee ging. Er gilt als Erfinder des 4-2-4-Systems, das Brasilien 1958 zum Fußballweltmeister machte. 1959 holte er als Trainer des FC Porto auf Anhieb die nationale Meisterschaft, ehe er zu Benfica wechselte, und 1961 und 1962 den Pokal des Europäischen Cups der Landesmeister holte. 

Nach seinem Abgang in Unfrieden war aber auch seine Erfolgsserie zu Ende. 1964 war er, nach häufigen Wechseln, noch für einige Monate Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, wurde aber wegen antisemitischer Äußerungen entlassen. Danach war er noch mal hier, mal dort, u. a. bei der Wiener Austria. Er starb 1981 in Wien. 

Benfica hat seither nie mehr einen internationalen Titel geholt.




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