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Sonntag, 30. Juni 2013

Vom Irrationalen des Rationalistischen

Es entspringt derselben Quelle - hier zu meinen, der Mensch wäre in der Lage, das Leben auf der Erde überhaupt auszulöschen, und anderseits die menschlich-zivilisatorisch-rationalistische Vernunft für die alleinige zu halten. Das ist irrational, und das ist nicht Vernunft. Irrationalität, aus der heraus sich Wissenschaft zur Welterklärung selbst verstiegen hat. Nur wer meint, die Welt als Ganzes bauen zu können kann meinen, sie auch zerstören zu können. Nur wer meint, daß es ein Gesamtprinzip gibt, das er beeinflussen kann - auch dort, wo er es nicht oder noch nicht kennt - kann meinen, die Welt insgesamt zerstören zu können.

Darin liegt das Auffällige der Weltuntergangsszenarien, die uns seit 100 Jahren zunehmend vor Augen geführt werden.

Die Angst vor der Totalzerstörung der Welt rührt ja aus dem Begreifen, daß diese weltimmanente, logizistisch-technische Rationalität zum Erfassen der Welt in ihrer Gesamtheit gar nicht ausreicht. Diese Bilder als Schlüsse stammen aus ganz anderen Bezirken als jenen der rationalen ("wissenschaftlich-objektiven") Strukturen, sie sind selbst tieferliegender, und damit prinzipiell religiöser Natur. Denn jede Logik ist ja nur das "formale Weltbild des Denkens" (L. Gabriel), das alle Axiome, als Paradigmen der späteren Logik in sich als Grundlage trägt und entfaltet. 'Auf sie hin also wird gedacht - jene folgen nicht aus der Logik, sondern umgekehrt.

Der Mensch weiß sich immer in ein alles umgreifendes Sein eingebunden, und nur deshalb und insoweit vermag er überhaupt etwas. Die Frage ist also, welcher Natur dieses Seinsbild ist.

Eine Zerstörung kann sich nur auf diese Teilbezirke seines Tuns und Wollens beziehen, handeln wider die Vernunft ist also immer ein Handeln gegen das Sein, und doch kann es nie das Sein selbst verlassen.

Die Logik gründet nicht im Abstrakten der Technik und Mathematik, sondern umgekehrt. Sie ergibt sich auch nicht aus der Erfahrung, sie braucht dazu synthetische, die Erfahrung erst (qualifizierend) zu einer solchen machende Bilder und Urteile. Die Logik gründet ja im Zueinander des Wesens der Welt und der Dinge, das eine andere, hörende und synthetische Art des Ergreifens braucht, um jener Quelle zu nahen, aus der alles überhaupt erst besteht.* Dort liegt, durch Urteile, Vorentscheidungen konstruiert, jene Sinn- und Seinsmacht, die der Welt zugrundeliegt, und die dann spätere Gedankenbilder und Schlüsse hervorbringt.

Der kritische Ansatz dieser Seiten bezieht sich (über die Wissenschaftskritik hinaus) also auf diese Anschauungsbilder und Grundentscheidungen. Ohne die eine "wissenschaftliche Aussage" nämlich gar nicht möglich ist. Dort liegt der Hund begraben, wenn man so will. Der sich dann auch in jeder Teillogik nachweisen läßt.

Denn der (grosso modo) aufklärerische Ansatz, mit dem wir es heute zu tun haben, löst fälschlich den Menschen in einen von jeder Transzendenz abgeschlossenen Weltmechanismus auf, wo er nur als Rädchen mitläuft. Daraus folgt mit zwangsläufiger Logik eine apokalyptische Grundhaltung, der mit ebensolcher Zwangsläufigkeit Totalitarismus folgt. Die Blüten unserer (auch politisch aufgegriffenen) Handlungsprioritäten zeugen davon. Zwischen Klimawahn, Atomkriegsangst (in der Form wie sie uns Jahrzehnte beherrscht hat), Nationalsozialismus, Kommunismus, Globalisierung und globaler Technisierung durch social media (etc. etc.) ... gibt es also überhaupt keinen Unterschied, sie sind in Wahrheit Ausgestaltungen derselben Denkbewegung. Deren Mannigfaltigkeiten Selbsttäuschungen sind. Und das macht einen immer größeren Teil des öffentlichen wie zwischenmenschlichen Diskurses zu einem irrelevantem Geplappere.




*Gerade wer eine Maschine, eine Apparatur baut erfährt, wie genau er hinhören muß, wie dieses Wesen der Dinge überhaupt aussieht. Man kann gar nicht "irgendeine" Maschine bauen, sondern ihr Funktionieren, das auf einen herausgegriffenen Zweck bezogen wird, hängt vom Beachten der in dieser Ausschnitthaftigkeit relevanten Wesensaspekte der Dinge, die man zur Konstruktion verwendet, ab.



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