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Sonntag, 2. Juni 2013

Wahrheit als Akt

"Ich weiß" bedeutet nicht die Berufung auf eine Autorität, sonder immer: Ich habe etwas gesehen ()lat. video, gr. oida zu idein, skr. veda), erfahren, erlebt, also die Berufung auf die eigene Erfahrung, schreibt Ferdinand Ebner einmal. Nicht "wir haben" die Wahrheit kann es also heißen, sondern wir haben an der Wahrheit nur teil im Maß unserer Gleichförmigkeit, der Wahrheit, der Christus deshalb IST, nicht "von der er berichtet".

Die Wahrheit kann deshalb nicht primär durch ein Sprechen vermittelt werden, das den Sätzen deckungsgleich ist, die die Wahrheit SIND. Das bleibt bestenfalls hinweisend, die Unwahrheit in die wir uns verstrickt haben denunzierend. Sie ist das, was außerhalb unseres Maßes, die Menschlichkeit gefunden zu haben, gar nicht zu finden ist. Sie liegt nicht in der Objektivität der theologisch-dogmatischen Lehre an sich (obwohl sie auf andere Weise von dort ausgeht), sie ist kein "Wissen über Gott", sondern liegt in der unmittelbaren Lebenspraxis, und deren "Subjektivität", die als Wahrheit erkannt wird.

Weshalb tatsächlich nur der Heilige im Heiligen Tun von der Wahrheit kündet - weil er sie in seiner Persönlichkeit darstellt, sein innerstes Baugesetz gewissermaßen ist. Wer ihn anblickt, blickt durch ein Fenster auf die Wahrheit selbst. Jeder andere steht in der unabschätzbaren Gefahr, sie mehr zu verbergen und zu verunstalten, als sie darzustellen.


*020613*