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Freitag, 19. Juli 2013

Über das Wesen von Gesellschaften

Es wurde als Meilenstein der Geschichte der Menschlichkeit gefeiert, als in Südafrika die Apartheit abgeschafft wurde. Nun endlich würde jede neben jedem friedlich und "gleich" leben. Aber der Motor stottert, und er stottert mehr als man zugeben möchte. Denn über aller Diskussion über Rassismus (und was er überhaupt ist) und Gewaltherrschaft wurde ein kleines Detail ignoriert: Was nämlich passiert, wenn ungleiche Kulturen, und vor allem aber ungleiche Kulturstufen einfach so aufeinanderprallen. Der Staat jede Regelung aufgibt, und einfach dafür sorgt, daß jede dieser Parallelgesellschaften, die sich daran anschließen, vor allem eines tut - Grenzen zu verneinen. Womit die je niedrigere Kulturstufe naturgemäß weniger Probleme hat, als die höhere. Aber eine Kultur definiert sich nicht aus ihren verwendeten Inhalten, aus der Verwendung von Handys oder Kondomen, sie definiert sich aus ihrem Wesen.

Die Welt berichtet nun über eine Bewegung in Südafrika, die sich "Orania Beweging" nennt. Und genau diese explosive Mischung wieder entmischen möchte. Durch die Zusammenfassung in dezidierte Parallelgesellschaften. Schon lange ist der Trend zu beobachten, daß sich die weiße Bevölkerung zunehmend (wieder) in geschlossenen Siedlungsgebieten organisiert. Die - aber das ist nicht überraschend - den alten Siedlergeist wieder aufleben läßt. Jenen Spirit, in dem die Holländer (Buren) ursprünglich in das Land gekommen sind und den Staat Südafrika zu einem der reichsten Länder der Welt - damals - gemacht haben.

Dabei tun sich die Nachfahren der Briten, Portugiesen und Deutschen wesentlich leichter, als die "Buren". Die Südafrika wirklich als ihre Heimat betrachten, nicht als Dependance einer Heimat 12.000 km weiter nördlich. Für sie ist die Frage nach einer Heimat kein Spiel, das jederzeit abgebrochen werden könnte, Südafrika kein Land, das man benützt solange es etwas hergibt, um es dann zu verlassen.

Und Buren haben sich deshalb in ersten Hundertschaften in "Orania" neu angesiedelt, wie sie den ursprünglich "gottverlassenen Flecken Land", jene mittlerweile 8000 Hektar in der Karoo zwischen Hopetown und Petrusville nennen, am (symbolträchtigen) Schnittpunkt der ehemaligen Freistaaten Natalia, Oranje und Transvaal. Sie nehmen in Kauf, daß sie dort von Null beginnen mußten, weniger Erwerbsmöglichkeiten, weniger Wohlstand, keinen Sozialstaat, und vor allem viel viel alltägliche Mühe haben. Sie wollen aber einfach ALS Buren leben, afrikaans sprechen, ihren protestantischen Glauben pflegen, und Freiheit, vor allem Freiheit so zu leben, wie sie es möchten. Rechtlich ist das Land derzeit als Unternehmen gestaltet. Wer sich ansiedeln möchte, kauft sich ein. So fügt sich "Orania" in die Rechtsordnung, und niemand kann es verhindern. Dabei sind rassische Kriterien nicht (nicht offiziell) maßgeblich. Aber eine Aufgliederung ergibt sich von selbst.

Man kann gewiß über viele Details dazu diskutieren, man mag vieles (vor allem historisch) nicht für gut heißen, man mag manches kritisieren. Aber an einem Umstand kommt man nicht vorbei: Daß das schlichte Verbot von Grenzen nicht dazu führt, daß sich wirklich eine einheitliche Kultur heranbildet. Vielmehr führt die diktierte Vermischung zur Bildung neuer, aber verborgener Grenzen, werden viele Gefühle und Motive einfach in den Untergrund gedrängt. 

Wenn Interesse an einem Staatsganzen besteht, dann kann sich ein Staat, der sich aus so unterschiedlichen Gruppierungen und Gesellschaften zusammensetzt, diese nur soweit "angleichen", daß er ihnen "als Parallelgesellschaften" Regelungen beimißt, die den Staat selbst als Gruppe von Parallelgesellschaften zusammenhält.

Ähnlichkeiten zu Entwicklungen in Europa sind natürlich zufällig und ganz und gar unbeabsichtigt. Und natürlich sagt hier niemand, daß Europa gar keine andere Wahl haben wird, als Südafrika genau zu studieren. Denn vielleicht muß es das Land einmal zum Vorbild nehmen, und den europäischen Stier bei den Hörnern packen. Sonst könnten ganz andere Kräfte aufstehen.




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