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Donnerstag, 1. August 2013

Grundcharaker Metaphysik

Wirklich oder reell nennen wir im gewöhnlichen Leben das, was soeben stattfindet, wobei wir das empirische Jetzt vom mathematischen Jetzt (eines unendlich kleinen Augenblicks, der gegen Null geht, Anm.) nicht zu unterscheiden pflegen. Ein entscheidender Irrtum, schreibt Melchios Palágyi in seiner "Wahrnehmungslehre". Die Wirklichkeit ist uns aber über unsere Sinne nicht erkennbar, die Sinne liefern nämlich einen permanenten, ununterscheidbaren Strom an Empfindungen. Unsere Wahrnehmungsfähigkeit kann diesen Strom gar nicht durchdringen. Sie kann ihn nur pulsarisch, in je einzelnen Akten zusammenfassen und abstrahieren.

Die instantane Wirklichkeit oder Relaität zerfließt uns zu zeitlichen Empfindungen. Wir beziehen unsere zeitlichen Empfindungen auf eine nichtzeitliche Wirklichkeit, das sinnliche Weltbild auf eine nichtsinnliche Realität. Nur so können wir Wirklichkeit erkennen - in einem per se metaphysischen Grundcharakter des menschlichen Geistes.

Wir nehmen die Welt also wie einen Film wahr, als zeitliche Aneinanderreihung von vereinzelten Wahrnehmungsmomenten. Sinnesdaten, die wir in einem geistigen Akt deuten. Nicht die feurigste Phantasie vermag sich vorzustellen, was in diesem je einen zeitlosen Moment der sinnlichen Datenaufnahme passiert, den wir im Wahrnehmungsakt, der ein Heraustreten aus dem Sinnesstrom ist, sogar verpassen.

Damit engstens zusammenhängt das Zeitbewußtsein. Daß uns eine Sekunde oder eine Zehntelsekunde kurz erscheint, weist darauf hin, daß wir in einer Sekunde nur wenige Bewußtseinsakte setzen können. Würden sich wesentlich mehr solcher Akte abspielen, würde uns eine Sekunde lang erscheinen. So, wie die "Zeitlupe" im Film durch das schnellere Abspielen der einzelnen Bilder entsteht.

Als weiterführender Hinweis sei noch jener gestattet, wo einerseits die Bewegung als Aufeinanderfolge intermittierender Willensakte begriffen werden kann, die sich lediglich - als je einzelne Akte - automatisiert haben, sowie anderseits sich regelmäßig das unbewußte, reflexartige Reagieren als das schnellste erweist. Es ist Tendenz zur Verweigung, denn in diesen Akten des Geistes treten wir aus der Zeit heraus.

Reagieren, das also nicht erst die Wahrnehmungsphase des (zeitlosen) Bewußtseins durchläuft, weil es in diese Tiefe gar nicht vorgelassen wird, sondern aus der Erfahrung in je unterschiedlichen Höhen und Ebenen bereits gefaßte Antwortdynamik bereithält. Damit aber im Einzelfall auch irrtumsanfälliger ist, als das bewußte, im Einzelakt stillestehende Reagieren.




*010813*