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Sonntag, 18. August 2013

Kein Priester mehr

"People don't listen to Your music, they just follow what You do. And that I wanted to break. I wanted to be more asides." Wardruna - Gaahl, norwegischer Ritualistic-Rocker (man verzeihe die gewiß mangelhafte Einordnung in die Musikrichtungen; es geht wohl in Richtung "black metal", also dämonischer Ausprägung) in einem interessanten Interview (mit weiteren vier Teilen auf Youtube).





Interessant ist es deshalb, weil diese Art der Musik sich bewußt als Ritual versteht. In einer Mischung aus Magie und Religiosität, wird diese Musik im Selbstverständnis sakramental. Damit liegt sie auf einer direkten Linie mit Richard Wagner. "You feel," sagt der Norweger an einer Stelle, "You ARE the song, You represent its content." Und das jeden Tag, jeden Auftritt. Deshalb proben diese Musiker auch nur wenig, oder gar nicht.

Damit fließt religiöser Vollzug und Person zusammen, der Musiker wird zum Priester. Wardruna war das schließlich zuviel. Was er ursprünglich nur als sehr persönliche, intime Gefühlsäußerung beging, wurde allmählich zum Inhalt seiner Auftritte. Ehe ihm dieser rituelle Aspekt zuviel wurden. Es widersprach seinem Empfinden, diese religiösen Bezüge diskret, verborgen zu vollziehen. Jenem Gefühl, das aus seiner Kommunikation mit den alten germanischen Göttern erwuchs.

Wenn diese Innerlichkeit aber, so Wardruna, nicht zutiefst jeweils persönlich stattfindet, dann wird sie gefährlich. Die Auftritts- und Eventmechanismen verändern die Rezeption in den Künstlern wie in den Konsumenten, machen sie unwahr. Der Kult wird zum Schauspiel, nicht zum realen Vollzug. "[But] I have to forget how to paint, before I get a new picture." Sonst wird alles zur Technik. "You should be what You do, and therefore You have to become a child."

Da kommen noch viele weitere Aspekte dazu, wir werden das ein wenig hier nachverfolgen, mit der Zeit gewiß. Denn es geht auch hier um Wirklichkeit und Realismus in der Kunst, und es geht um Geist und Leib. Ein Thema, das spezielle die österreichische Kunst auf phänomenale Weise durchwirkt. Weshalb sich hier Nähen zwischen "Linkem Realismus" und "Ritualistischem Hardrock" (="ultrarechts") anzeigen, die keineswegs zufällig sind. Das fließt alles im selben Strombett. Wie hier schon oft gesagt: Die Linke will nicht KEINEN (irrationalen) Faschismus, sie WILL GENAU IHN, man höre nur genau zu.

Typisch ist, daß diese Selbstrezeption, die sich immer mehr verengt, zur zwanghaften Introspektion wird, weil alles Wahre sich aus dem Empfinden ergeben solle, die vergebens versucht, jede Reflexion auszuschalten, in Nichts auflöst. Wardruna ... outete sich nunmehr als "gay", als schwul. Und das ist in diesem extrem "rechten" Milieu äußerst häufig! Man denke an die SA, die fast eine per se homosexuelle Männergesellschaft war. Und man sehe sich genau den Zirkus der "katholischen" Weltjugendtage, das Gebaren mancher Päpste an, im übrigen, wo dasselbe Prinzip zu fließen beginnt.

Videos wie dieses nächste anzusehen heißt, in unsere Zukunft zu sehen. Und da paßt es wie die Faust aufs Auge, daß diese Bewegung so stark von einem Land ausgeht, das im monetären Wohlstand (Norwegens Öl!) regelrecht erstickt.





Zum Drüberstreuen:








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