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Samstag, 10. August 2013

Sohn der Zeit

"Den Grundstock aller marxschen Gedanken bildet mithin eine medizinale Philosophie, d. h. eine solche, die eine Selbstentfremdung des Menschen feststellt und den Weg zu seiner Selbstversöhnung sucht und weist. Marx ist, indem er so die Philosophie grundsätzlich als Befreiung des Menschen begreift, nur ein Sohn seiner Zeit. Im 19. Jhd. bietet sich die dialektische Methode dem Menschen als Ausweg aus einer umfassenden Krise seiner Kultur an. Der Mensch findet sich mit der gegenständlichen Welt heillos auseinandergeraten, die Welt der Sachen erstickt ihn, und die Gesellschaft droht unter den Folgen des Liberalismus und Individualismus auseinanderzubrechen. 

In der damit verursachten Einzelheit, auf die sich der Mensch so mutig gestellt hatte, bekommt er es nun mit der Angst zu tun, aber anstatt zu seiner von Natur wachsenden Verbindung mit den anderen Wesen zurückzukehren - jener natürlichen Gemeinschaft der Einzelwesen, die vom Schöpfer aller Dinge und des Menschen gestiftet ist - schreitet der Mensch gegenüber der ihm entglittenen und nun fremd gegenüberstehenden Welt zu einer gewaltsamen Wiederaneignung dieser Sachwelt. 

Eben diese gewaltsame Wiederaneignung der Welt, bei der sich der Mensch zum uneingeschränkten Herren aller Dinge macht, bildet das Wesen der dialektischen Methode in der Hand von Hegel und Marx."


Jakob Hommes, in "Der technische Eros"







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