Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 10. September 2013

Die Wurzeln des Übels

Zwei sehr aufschlußreiche Artikel finden sich in der NZZ. Sie behandeln das Thema "Schattenbanken". Es ist deshalb aufschlußreich, weil es zeigt, wie der freie Markt reagiert, wenn ein Staat "wohlmeinend" regulierend ins Finanzwesen eingreift, um negative Folgen, die sich aus dem reinen Marktgeschehen ergeben, zu bekämpfen. Was weitreichende Folgen hat.

So weitreichend, daß es nicht wenige Meinungen gibt, die davon ausgehen, daß die seit fünf Jahren anhaltende Finanzkrise der Weltwirtschaften, v. a. der USA und Europas, auf Regulierungen zurückgehen, die die amerikanische Regierung 1930 begann, um die DAMALIGE Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Damals wurden Regulierungen in der Finanzwelt verordnet, die mittel- und langfristig jene Struktur schufen, die sich zwar immer wieder mit noch komplexeren Reaktionen am Leben hielt, somit ein immer kritischeres kybernetisches System schufen, das 2008 endlich in einer Kettenreaktion kollabierte.

1930 wurden Einschränkungen geschaffen, die kurzfristig zwar ausufernde Zinssteigerungen verhinderte, und damit den Bankerott zahlloser (und kleiner) Kreditnehmer, v. a. für Hypotheken, vermeiden sollte. Aber die Folgen waren, daß ein Schattensystem entstand. Auch unter der politischen Forderung des Staates, Kredite verfügbar zu halten. Und zwar Kredite für "jeden". In den USA hieß das: den amerikanischen Traum vom Einfamilienhaus zu finanzieren. Jedem, der es wollte. Dafür garantierte der Staat dem Sparer die Sicherheit seiner Einlage.

Das waren auch Maßnahmen gegen die Inflation selbst, die durch das staatliche "deficit spending", das Ausgeben von Geld das man nicht hatte aber einmal zu haben hoffte, als Maßnahme gegen die Krise unvermeidlich gewesen wäre. Also fror der Staat einfach alle Parameter ein, die die folgerichtige Inflation ausgelöst hätten, und wurde selbst zu Akteur im Wirtschaftsgeschehen. Aber den Banken selbst waren enge Grenzen gezogen.

Um die durch das Wirtschaftswachstum steigende Kreditnachfragen einerseits, und den Wunsch der Sparer nach höheren Zinsen (zur Inflationsabfederung) anderseits zu befriedigen, wurden von den Banken Pfandbriefe per Verbriefungen ausgelagert - ein Parallelsystem entstand, das noch vierzig Jahre später sogar offiziell anerkannt wurde. Alles blieb im Rahmen der Gesetze. 

So wurde aber das benötigte zusätzliche Geld geschaffen, das mit dem durch die Regulierungen starr gewordenen Bankensystem nicht bereitgestellt hätte werden können. Mit entsprechenden Produkten und Haftungsauslagerungen, die mit Zinsen abgegolten wurden, wanderte das Risiko aber sogar überhaupt auf die Anleger, die dafür freilich die gewünschten höheren Zinsen kassierten. 

Daraus entstand sogar ein eigener Sog an Nachfrage NACH solchen hochverzinsten Hypotheken - mit schlechter Bonität. Die Immobilienpreise blieben hoch, ja stiegen und stiegen, solange niemand ihren Realwert erprobte. Und daran war bald niemand mehr interessiert, solange das Geldsystem sich selbst reproduzierte und seine Erträge "abwarf". Bis auf ... einige wenige.

Die Immobilienportefeuilles wurden immer komplexer, Hypotheken - unter dem staatlichen Anreiz (ja, der Forderung) für dein '"einfachen Mann", Einfamilienwohnhäuser zu schaffen, wurden auch schwache Einkommensschichten zum Aufnehmen von Krediten animiert - in Fonds umgruppiert, in denen sich mehr und mehr auch Hypotheken mit schlechter Rückzahlungserwartung sammelten. So lange, bis diese Anteilsscheine offiziell nicht mehr bewertbar wurden und ihre Qualität als Kapital mehr und mehr einbüßten. 

Bis schließlich jemand der erste sein wollte, und um der Hohlheit dieser Kapitalien zu entkommen sie am Markt zum noch geltenden Kurswert verflüssigen wollte. Und das waren jene, die diese Hohlheit geahnt oder gar vorhergesehen hatten, die aussteigen wollten, solange es noch ging. 

Das System brach zusammen.




***