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Donnerstag, 12. September 2013

Niedergang in Person

Sind (oder waren) sie wirklich Unternehmer? Karl Wlaschek, oder Dirk Rossmann, den Gründer der gleichnamigen Drogeriekette, mit dem die Welt ein interview bringt? Was war ihr "Erfolgsrezept"? 

Sie haben das Wirtschaften mathematisiert. Beide hatten "die Idee", niedrigere Preise durch große Mengen erzielen zu können. Eine Logik der Kostenrechnung war es, die fortan ihr Agieren bestimmte. Damit aber hebelten sie einen ganzen Markt aus. Wer nicht bereit war, sein Handeln als Unternehmer den gleichen mathematisch-maschinenhaften Überlegungen zu unterwerfen, war chancenlos. Es stand nicht Unternehmer gegen Unternehmer, sondern Cleverness gegen Ethos und Leben.

Es ist kein Wunder, und paßt exakt dazu, wenn Rossmann die "soziale Marktwirschaft" lobt. Sie ersetzt wie Rossmanns Agieren als Wirtschaftsfaktor durch Mechanismus das, was menschliches, schöpferisches Handeln ausmacht, und seinem Wesen nach nicht delegierbar ist. Was Rossmann - und wie er so viele andere - gemacht hat ist an sich deshalb nicht unethisch, es ist a-ethisch. Das Funktionieren beantwortet die Frage nach richtig oder falsch. Dabei "funktioniert" ihr Konzept nur, weil sie auf eine kulturelle, ethische Tugendsubstanz zurückgreifen können, die sie schamlos ausnützen. Ihr Erfolg beruht auf Verführung zur Selbstverfehlung.

Solche Menschen waren und sind es, die unser Leben und Arbeiten zu Grabe tragen, den simpelsten Alltag technisiert, den Begriff Allgemeinwohl mit Funktionsgerechtheit ersetzt haben. Es sind keine Unternehmer. Es sind Geldmacher. Daß diese beiden Begriffe heute ständig verwechselt werden ist tragisch genug. Aber wenn einmal die Geschichte fragt, wie alles hatte so kommen können, dann weist auf solche Leute hin. Sie sind die wahren Schmarotzer an der Substanz unserer Kultur.

Die Alternativen lauten nicht "Sozialismus vs. Kapitalismus". Das sind lächerliche Scheingefechte, die Sand in die Augen streuen und denen so viele auf den Leim gehen. Nichts hat die Entfremdung des Menschen von sich und von seinem Wirken so vorangetrieben wie der Sozialismus, weil er nur eine Spielart des Kapitalismus technizistischer Prägung ist. Desselben Wesens, derselben Wirklichkeit. Die Alternativen lauten "Freies Wirtschaften vs. Technizismus." Denn wie Rossmann (und so viele andere) eindrücklich belegen: Der mathematisch-technizistische Kapitalismus ist nur das andere Gesicht der Menschenverachtung des Sozialismus.




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